(020) Enghalskanne

Beteiligte

Bartholomäus Seuter Ausführung Bemalung
Fayencemanufaktur Ansbach (Bayern)

Datierung

um 1720/1730 Ausführung
um 1720/1730 Ausführung Dekor

Geographischer Bezug

Bemalung: Augsburg; Fayence: Ansbach Herstellungsort

Material / Technik

Fayence, Scherben ockergelb, Glasur milchig-weiß, Aufglasurbemalung in Grün, Blau, Rot, Gelb, Schwarz, Braun und Grau; Zinnmontierung

Maße

28 cm (Höhe)
14,9 cm (Durchmesser)
mit Montierung 32,8 cm (Höhe)

Signatur / Marke

ohne Marke. Der Deckel mit kugelförmiger Daumenrast und der Fußring aus Zinn. Ohne Marke. Auf der Oberseite des Deckels Gravierung: „AH“.

Erwerb

Vermächtnis Hugo Scharf, Leipzig, 1893. Ehemals Slg. Fétis, Brüssel

Inventarnummer

V52

Standort

Ausstellung Antike bis Historismus > Raum 14 Barock: Wandel der Trinksitten

Objektsystematik

Hausrat > Kanne > Enghalskanne

Schlagwortkette

Blumenarrangement; Blumenmalerei; Blumenstrauß; Narzisse; Papagei; Pfingstrose; Tulpe; Vergissmeinnicht; Vogel

Sammlung

Europäisches Kunsthandwerk (Mittelalter bis Mitte 19. Jh.)

Enghalskanne auf breitem, eingezogenem Fuß. Am Boden schlaufenförmige Abschneidespuren. Kugelbauch in den leicht einschwingenden, schlanken und quer gerillten Hals übergehend. Abgesetzter, erweiterter Lippenrand mit gekniffenem Ausguss. Spitz auslaufender Zopfhenkel mit Mittelrippe. Auf der Wandung verteilt drei bunte Blumensträuße, die jeweils von einem blauen, flatternden Band zusammengehalten werden. Die Sträuße setzen sich aus unterschiedlichen Blumen wie Tulpe, Pfingstrose, Stiefmütterchen, Winde, Narzissen, Vergissmeinnicht etc. zusammen. Im mittleren, dem größten Strauß, sitzt ein ziegelrot-gelb gefiederter Fichtenkreuzschnabel. Die Sträuße sind umgeben von mehreren Insekten (Schmetterling, Stechmücke, Käfer), ein blauer Schmetterling sitzt auf der rotgelben Tulpe des mittleren Straußes. Auf dem Hals ein Zweig mit gelben Blüten (Berberize), auf dem ein Papagei, ein Kanarienvogel und eine Dohle sitzen. Der Lippenrand des Kruges wird durch rote Punkte betont.

Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Es krächzt, es pfeift, lautes Geschrei, tschiiiiirp, tschiiiirp, schnelles Flattern, ein Zweig knackst…
„Pscht! Jetzt seid doch mal ruhig!“ – Erschrockene Stille. Ein Räuspern folgt. „Ja, jetzt staunt ihr, was? Habt wohl all die Jahrzehnte gedacht, ‚diese alte Kanne‘ … der macht der Lärm auf ihrem dicken Bauch eh nichts aus. Wer nicht sprechen kann, kann sich auch nicht beschweren.“ Die Kanne zieht ihren langen Hals prüfend in die Länge und dreht ihn dann etwas nach links und rechts. Die Tiere gucken etwas verwundert. Jetzt öffnet sich der Zinndeckel wieder und sie plappert weiter: „Hey Papagei, ihr Vögel da und du, Schmetterling, ja, ich meine dich. Putzt euch mal so richtig raus, denn wir werden neuerdings beobachtet. Habt ihr es bemerkt? Wir wurden neulich entstaubt, ich glaube wegen dieses Jubiläums-Dings. Moment Mal, wie viele Jahre stehen wir schon hier?“ Die Kanne gähnt ausführlich mit ihrem Zinndeckel, der weit aufgeht und dann schnell wieder runter klappt. Plonk! „Huch! Seht ihr? Da! Da guckt jemand. Also, jetzt bitte alle recht freundlich!“ Die Kanne lächelt breit und die Tiere auf ihr präsentieren sich stolz von ihrer allerschönsten Schokoladenseite.

Alice von Gwinner, 37, Drehbuchautorin und Regisseurin

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