Design aus den Nordischen Ländern war von großem Einfluß auf das deutsche Nachkriegsdesign in West und Ost – das Hohlglas-Programm der Wiesenthalhütte oder die Lampenproduktion des VEB Metalldrücker Halle beispielsweise ist ohne die skandinavischen Vorbilder gar nicht zu denken. Schweden, Finnland und Dänemark wiesen eine von den Weltläuften vergleichsweise ununterbrochene Entwicklung im Gebrauchsdesign und in der Architektur auf, hatten aber die strenge funktionale Moderne mit stilisierten Naturformen in ungewöhnlicher Vielfalt und Farbigkeit verschmolzen. Nordisches Design hatte jenseits von Gestaltungsdogmen, wie sie gerade in Deutschland oft verbissen umkämpft waren, eine höchst attraktive gelassen-spielerische Eigenart der Gestaltung von Lebenswelt kultiviert – mit großem Erfolg: Nicht wenige Nachkriegsentwürfe aus Skandinavien wurden zu lange oder immer noch produzierten Klassikern modernen Designs des 20. Jahrhunderts. Namen wie Stig Lindberg, Kaj Franck oder der oft ungewöhnlich formstrenge Arne Jacobsen stehen exemplarisch für den Gestaltungshumanismus Skandinaviens. Kaj Franck wurde zur Designer-Ikone finnischen Nachkriegsdesigns, vor allem durch seine sachlichen Hohlglas-Entwürfe aus farbigem Glas für die Glashütte Nuutajärvi, von denen etliche bis heute von Iittala produziert werden. Früh schon wurden diese Glaswaren aus monochrom durchgefärbtem Glas von der anderen Glashütten in Skandinavien, Deutschland oder auch Italien "nachempfunden" - leichte Proportionsveränderungen genügten, um ein neues Modell auf den Markt zu bringen.