
© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig.
Herrenmuff
Beteiligte
kein Eintrag
Datierung
um 1790 Ausführung
Geographischer Bezug
Thüringen Herstellungsort
Material / Technik
Seidenatlas, Daunenfüllung, Chenillestickerei
Maße
35 cm (Breite)
14 cm (Durchmesser)
Erwerb
Ankauf, Frl. Nataly Genssler, Eisfeld/Thüringen, 1956
Inventarnummer
1956.198
Standort
Aktuell nicht ausgestellt
Objektsystematik
Schlagwortkette
Accessoire; Blumendekor; Rankendekor; Stickerei
Sammlung
Europa (Textilien und Mode)
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Ein Herrenmuff? Tatsächlich. Ein Herrenmuff.
Ende des 18. Jahrhunderts war ein Herrenmuff offensichtlich modisch absolut eine Option, während sich heute wahrscheinlich nur noch sehr wenige Herren mit einem solchen gediegenen Accessoire auf der Straße sehen lassen würden - zumal in der hier gezeigten Variante aus Seidenatlas mit formschöner Blumen- und Blattstickerei. Böse Zungen könnten behaupten, dass die sicher kunstvolle und kunstfertige und damals vielleicht sogar kostenintensive kunsthandwerkliche Arbeit eher eine gewisse Anmutung von Omas Sofakissen hat.
Was sagt uns das? Wahrscheinlich vor allem, dass die Herren von Welt früher weit entspannter mit Rollenzuweisung und Rollenklischees umgegangen sind und einfach ein Faible für schöne Dinge hatten. Oder vielleicht auch einfach, dass sich Rollenbilder ändern. Und ganz sicher, dass das alles kein Mensch braucht und wir alle entspannter Muff tragen können. Und ganz vielleicht gibt es dann auch für den Herrenmuff eine Renaissance. Omas Sofakissen haben das ja schon fast geschafft.
Alexander Wilhelm, 25, Kunststudent an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
Jakob Hofmann, 41, Beamter, Dresden