Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:

Während meiner Tätigkeit im Zoo lernte ich zwischen Wild- und Haustieren zu unterscheiden. Ich erfuhr, dass viele Tiere alles fressen, andere nur Grünes und der Nasenbär selbst vor Aas nicht Halt macht. Ich erhielt Zuschriften besorgter Eltern, wenn plötzlich ein paar Meerschweinchen im Gehege der Mähnenwölfe hingen. Dieses Bild der adäquaten Tierbeschäftigung passte nicht zur Kinderzimmeridylle mit Spielzeug und Haustierkäfig. Umso faszinierender erscheint das Tierpuzzle des italienischen Designers Enzo Mari, das dieser 1957 entwarf und das von Danesi aus geschäumtem Kunststoff gefertigt wurde. Elegant löst es Widersprüche auf, setzt sich über realistische Größenverhältnisse, Zugehörigkeiten und Habitate hinweg, indem einzig die Form entscheiden darf. Alle 16 Tiersilhouetten sind 2,9 cm tief und es erfordert einiges Geschick, sie im rechteckigen Karton passend anzuordnen. Dann kuschelt die riesige Schlange mit der zarten Babygiraffe, das Schwein mit dem Eisbären. Zwischen Elefanten, Krokodil und Giraffe klemmt das Känguru. Aufgestellt lassen sich die Puzzleteile zu unzähligen Geschichten arrangieren. Ich träume mich ins Mailand der späten fünfziger Jahre, sitze mit meinem Sohn auf einer Bank im Parco Sempione, hole das Puzzle aus der Tasche und wir freuen uns über unzählige neue Freunde der Bremer Stadtmusikanten.

Silke Giersch, 50, Abteilungsleiterin Services, Klassik Stiftung Weimar