
(065) Weinkanne
Beteiligte
Georg Czauderna
Datierung
um 1937 - 1938 Ausführung
Geographischer Bezug
Berlin Ausführungsort
Material / Technik
Silber, getrieben, martelliert, montiert
Maße
19,7 cm (Höhe)
13,8 cm (Durchmesser)
Erwerb
Erworben vom Künstler, 1938.
Inventarnummer
1937.126
Standort
Aktuell nicht ausgestellt
Schlagwortkette
Alkohol; Tischkultur; Wein; Weintraube
Sammlung
Kunsthandwerk und Design ab Historismus
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
In mir wohnt ein Geist. Kannst Du erraten wie er heißt?
Nein, Dschinni ist es nicht.
Denn ich bin keine Öllampe, sondern eine Weinkanne.
Der Name des Geistes ist Zeit. Zeit-Geist.
Die Zeit ist Erschafferin und zugleich Vernichterin des Zeitgeists.
Erst lässt die Zeit ihn erstehen, stellt ihm den letzten Schrei zur Seite, dann durch ihr unaufhaltsames Voranschreiten, lässt sie ihn verblassen und gebiert einen neuen Zeitgeist.
So reiht sich Zeitgeist an Zeitgeist.
Mich umweht ein spezieller Zeitgeist. Der Zeitgeist der Tischkultur.
Einst war es schick, Wein aus Kannen zu kredenzen.
Vielleicht wird es eines Tages wieder so sein.
Zeitgeister erfahren Renaissancen.
Wenn schon mein Zweck dem Zeitgeist unterliegt, tröstet es mich doch, dass meine Form, mein Gesicht, zeitlos ist.
Gepaart mit einer herausragenden Qualität hat sie mir ins Museum verholfen.
Ich bin froh hier zu sein, denn hier laufe ich nicht Gefahr, zur Vase uminterpretiert zu werden.
Thyra Guenther-Lübbers, 28, Volontärin am Grassi Museum für Angewandte Kunst