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(071) Kassettendecke

Beteiligte

Unbekannt

Datierung

Malereien 17. Jahrhundert (?) und später Bemalung

Geographischer Bezug

Venedig Herkunft (Allgemein)

Material / Technik

Holz, polychrome Bemalung

Maße

448 cm (Breite)
616 cm (Länge)

Signatur / Marke

ohne Bezeichnung

Erwerb

Vermächtnis Fritz von Harck, Leipzig, 1943/44. Restauriert 2000-2005 mit Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Freistaat Sachsen gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig und dem Freundeskreis des Museums

Inventarnummer

1943.62

Standort

Ausstellung Antike bis Historismus > Raum 7 Renaissance: Italien

Im Jahre 1909 erwarb Fritz von Harck diese dekorativ bemalte Decke, um sie in seine Villa in der Karl-Tauchnitz-Straße in Leipzig einzubauen. Ihre genaue Entstehungszeit kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, da großflächige Übermalungen ältere Malschichten überdecken. Untersuchungen an verschiedenen Stellen legen eine Datierung der Erstbemalung in das 17. Jahrhundert nahe. Stilistisch ist sie jedoch noch ganz dem 16. Jahrhundert verpflichtet. Die Decke besteht aus sechs quadratischen Feldern, die verschiedene, typische Dekorvarianten der Antike beziehungsweise der italienischen Renaissance zeigen. Vier Felder setzen sich aus kandelaberartigen Motiven, aus denen rote Voluten steigen, zusammen. Sanduhr tragende Stiere stehen an deren Enden. Die beiden mittigen Felder dagegen werden von an Masken aufgehängten Girlandenmotiven bestimmt. An den Rändern sind sie mit illusionistisch gemalten Abfolgen aus Eierstab, Perlstab und Blattwellfriesen gerahmt. Die Füllbretter zwischen den Kassetten zeigen Blüten, Ranken, Medaillons und Draperien, während die äußeren Füllbretter Mascarons, Akanthusranken und Girlanden tragen. Der Übergang zur (ehemaligen) Wand wird durch das plastische, mehrfach profilierte Konsolgesims gebildet. Die Decke ist überwiegend in zinnoberroten, grünen und ockerfarbenen, die illusionistischen Rahmungen dagegen in grauen bis graubraunen Tönen gehalten. Nicht nur die Felder, auch die Rahmung und der umlaufende Fries sind typische Gestaltungselemente der Antike, die seit ihrer Wiederentdeckung in der Renaissance auch im 17., 18. und vor allem im 19. Jahrhundert vorbildhaft blieben.

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Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:

Kassettendecke – so bezeichnet ein lapidarer schwarzer Siebdruck auf Glas die 448 cm x 616 cm große über mir sichtbare Kassettendecke. Sich kreuzende Balken bilden sechs kastenförmig vertiefte Felder. Der Architekt in mir denkt unbewusst an das bewährte Konstruktionsprinzip historischer und neuer Kassettendecken – auch bis zum bogenartig gekrümmten Kassettengewölbe im Pantheon von Rom. Diese Kassettendecke hier im GRASSI Museum für Angewandte Kunst jedoch – durch seine wahrhaft groteske, polychrome Bemalung und Darstellung dämonischer Masken, beflügelter Engelsköpfe und Sanduhren tragender Stiere auf hellem Grund – verleiht meiner Wahrnehmung schwebende Leichtigkeit. Die normalerweise diese Decke tragenden Wände werden an diesem Ort in raumhohe gläserne Vitrinen aufgelöst, die gleichzeitig wunderbare Majolikagefäße tragen, auf denen antike Szenen zur Schau gestellt werden. Ich erkenne unter anderem Apoll und Daphne, das Urteil des Paris und die Naturgöttin Ops. Die schwarze Lederbank auf der ich mitten in der grandios gestalteten Inszenierung verweile, betrachte und sinniere, wird plötzlich zur Gondel und über mir schwebt die an die Serenissima erinnernde Kassettendecke im fragilen Raum. Also doch auf zur nächsten Biennale solange es noch geht!

Rainer Ilg, 82 Jahre, Architekt

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325e96a3-ad52-4339-8b48-a96ed44ab972 Akanthus; Antikenrezeption; Blattwerk; Blütendekor; Girlande; Leipzig; Maskaron; Medaillon; Rankenwerk; Renaissance; Stier Baugebundenes Objekt/Deckendekoration Europäisches Kunsthandwerk (Mittelalter bis Mitte 19. Jh.) kein Eintrag