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(089) Walzenkrug

Beteiligte

Friedrich Egermann

Datierung

um 1830 Ausführung

Geographischer Bezug

Blottendorf, Böhmen Herstellungsort

Material / Technik

Lithyalinglas, formgeblasen; Zinnmontierung

Maße

16,5 cm (mit Deckel) (Höhe)
8,4 cm (Durchmesser)

Signatur / Marke

ohne Bezeichnung

Erwerb

Ankauf von Johann Lehmann, Leipzig, 1962

Inventarnummer

1962.87

Standort

Ausstellung Antike bis Historismus > Raum 29 Biedermeier

Objektsystematik

Hausrat > Krug > Walzenkrug

Dieser Walzenkrug mit Zinnmontierung scheint aus geschliffenem Achat zu bestehen, einem beliebten Schmuckstein in jener Zeit. Tatsächlich ist er aber aus einem speziell behandelten Glas hergestellt, das man als Lithyalinglas bezeichnet. Das Verfahren wurde 1826 von Friedrich Egermann in Böhmen erfunden.

Grundlage war das sogenannte Hyalithglas, das durch die Zugabe von Kupfersalzen opak rot gefärbt und ebenfalls marmoriert war. Auf diese Gläser wurde mit dem Pinsel ein silberhaltiges Färbemittel aufgetragen, das anschließend im Muffelofen eingebrannt wurde. Die bei dieser Prozedur entstehende Farbe und Marmorierung richtete sich nach der Helligkeit und Struktur des verwendeten Rohmaterials. Grundlage unseres in rotvioletten und graublauen Farbtönen spielenden Walzenkruges war ein in gleicher Form marmoriertes Hyalithglas von sattroter Farbe.

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Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:

Schnell geschaut, schnell gedacht und schnell geschrieben!

Welch Kitsch könnte man vorschnell denken, würde man nicht die handwerklich hochwertige Verarbeitung und Materialqualitäten auf den ersten Blick nicht nur sehen, sondern quasi spüren. Scheint eine merkwürdige Mischung aus alt und modern zu sein, dieser feine Krug. Der Glaskörper erinnert mich an „psychodelisch“ gestaltete Vasen der späten 1960er und frühen 1970er Jahre mit Namen „Florida“. Der Deckel durchaus an die hochbegehrten „alten“ Bierkrüge zu DDR-Zeiten von alles Alte emsig sammelnden Sammlern.

Für mich als Glas- und Walzenkruglaien ist das Objekt ausgesprochen innovativ für das Jahr 1830 gestaltet und bringt vor allem das Material Lithyalinglas mit seinen Verarbeitungsmöglichkeiten in handwerklicher Perfektion wunderschön und edel zur Geltung!

Bertram Plate, 57 Jahre, Dipl. Ing. für Bauwesen und Architektur

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