
Asiatische Frau mit Kind, auf einer Brücke stehend
Beteiligte
Emil Orlik Ausführung
Datierung
um 1901/02 Ausführung
Geographischer Bezug
Berlin Herstellungsort
Material / Technik
Holzschnitt in zwei Farben auf Japanpapier
Maße
29,3 x 19,8 cm (Blattmaß)
Signatur / Marke
Im Stock u. l. monogrammiert
Erwerb
Alter Bestand
Inventarnummer
B.1996.15
Standort
Aktuell nicht ausgestellt
Objektsystematik
Zeichnung, Buch, Einband, Druckgrafik und Typographie > Einblattdruck
Schlagwortkette
Kind; Mutter
Sammlung
Druckgrafik
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
„… auf die Wanderschaft gegangen und bei Holzschneidern und Druckern wie ein Geselle sein Handwerk gelernt“ (Emil Orlik)
Emil Orlik (1870 – 1932) war einer der vielseitigsten Künstler des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts in Deutschland. In Prag als Sohn eines jüdischen Schneidermeisters geboren und frühzeitig künstlerisch interessiert und in München ausgebildet, erhielt er nach Anfängen in Prag und Wien 1904 eine Professur an der renommierten Lehranstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums.
Als Nachfolger des jungverstorbenen Otto Eckmann (1865 – 1902) war er hier – bis zu seinem Tod – Leiter der Klasse für grafische und Buchkunst. Zu seinen bekannteren Schülern zählen George Grosz (1893 – 1959), Hannah Höch (1889 – 1978), Oskar Nerlinger (1893 – 1969), weniger bekannte wie Egmont Schaefer (1908 – 2004) und Siegward Sprotte (1913 – 2004) aber haben ihres Lehrers Wirksamkeit bis in die Gegenwart getragen.
Neben seiner Lehrtätigkeit entwickelte Orlik in Malerei, Grafik, Plakatkunst, Gebrauchsgrafik, Buchgestaltung und -illustration, Fotografie, Medaillenkunst und Kunsthandwerk ein erstaunliches Oeuvre.
Von seinen zahlreichen Reisen, die stets in seinem Werk sichtbar wurden, wirkte die Begegnung mit Japan und seiner Kultur besonders prägend. Der hier das Erwerbungsjahr 1996 vertretende Holzschnitt gehört in den Kontext seiner ersten Japanreise 1900/1901, während der er sich bei japanischen Holzschneidern und Druckern in deren Künsten unterweisen ließ.
Der Druck belegt nicht nur Orliks künstlerische, kunsttechnische und motivische Empathie für den „Gegenstand“ Japan, sondern auch seine Verbundenheit mit den Menschen und deren Lebensumgebung in diesem fernen Land. Dass der Druck in einer allgemein zugänglichen Kunstzeitschrift im originalen Abzug erschien, dokumentiert darüber hinaus Orliks interkulturelles Bemühen um Popularisierung seiner Reiseerfahrungen wie auch der dabei gewonnenen künstlerischen Positionen.
Eberhard Patzig, 68 Jahre, stv. Vorsitzender des Leipziger Bibliophilen-Abend und ehem. Leiter der Bibliothek und Grafischen Sammlung des GRASSI Museums für Angewandte Kunst Leipzig