
© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig.
Die Welt ist schön, München: Einhorn
Beteiligte
Albert Renger-Patzsch Fotograf
Einhorn-Verlag Verlag
Datierung
1928 (1931)
Geographischer Bezug
München Verlagsort
Leipzig Herstellungsort
Material / Technik
Buch mit 100 Kupfertiefdrucken nach Fotografien in festem Pappeinband mit Deckelvignette, Schmutzumschlag nicht vorhanden
Maße
29 x 22,2 x 2 cm (HxBxT)
Signatur / Marke
Nicht bezeichnet
Erwerb
Alter Bestand
Inventarnummer
K 18541
Standort
Aktuell nicht ausgestellt
Objektsystematik
Schlagwortkette
Blume; Buch; Illustration; Pflanze; Porträt
Sammlung
Fotografie
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Albert Renger-Patzschs (1897-1966) auf den Buchdeckel geprägtes Signet gibt schon einen Hinweis auf das fotografische Programm des Innenteils. Links zeigt es ein konstruiertes Objekt, einen Telegrafenmast, und rechts eine ebenso hoch gewachsene Agave. Im Innenteil folgen zunächst die präzise beschreibenden Bildtitel. Nicht nur im ersten Drittel zeigen sich Fotografien mit vegetabilen Motiven: der Fotograf auf der Suche nach der Urform, nach Typ und Original. Bilder von Gemachtem und Gewachsenem folgen in lockeren Gruppen aufeinander, anfangs Pflanzen, dann Tiere. Der Mensch erscheint in der Mitte. Sequenzen von Wettern, Kulturlandschaften, Industrien und deren Produkte, mehr inventarisierend als erzählend: Dabei empfinde ich diesen ‚demokratischen‘ und objektiven Blick auf die Welt als ein Anerkennen und Behaupten der Selbstverständlichkeit des Nebeneinanders und der Disparatheit. Die sinnliche Beschaffenheit der maschinell oder biologisch reproduzierten Dinge steht dabei im Fokus. Mir scheint, es geht weniger um einen Nachvollzug der Produktionsmittel und –ketten als vielmehr um die Darlegung einfacher fotografischer und gestalterischer Möglichkeiten, die in der Fotografie liegen und mit denen man über die Ästhetik der Reproduktion und Wiederholung nachdenken kann.
Wo die Piktorialisten über alles einen Nebel gelegt haben und malerisch erzählend arbeiteten, gibt Renger-Patzsch durch formelle Präzision in Schärfe und Detail jeglichem Wesen eine Stimme, ohne selbst geschwätzig zu werden. Das entspricht seiner Verneinung einer Deutung der Bilder. „Missverstehen sie mich richtig“ höre ich ihn sagen, wenn ich dazu neige, seine Bilder als philosophische Denkfiguren oder politische Aussagen anzusehen, denn vielleicht sind sie nur Antworten auf die Frage, ob die Welt schöner wird, wenn man sich ihr zuwendet.
Felix Bielmeier, 36 Jahre, Fotograf