
© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig.
Teeservice (Modell 1382, Dekor "Schliersee")
Beteiligte
Porzellanfabrik Arzberg Ausführung
Hermann Gretsch Entwurf
Datierung
1931 Entwurf
Geographischer Bezug
Arzberg Ausführungsort
Material / Technik
Porzellan, gegossen, elfenbeinfarben glasiert, Umdruckdekor
Maße
a) Kanne 13,5 cm (Höhe)
a) Kanne 15,5 cm (Durchmesser)
b) Deckel 5 cm (Höhe)
b) Deckel 8,5 cm (Durchmesser)
c) Milchgießer 8 cm (Höhe)
c) Milchgießer 8 cm (Durchmesser)
d) Tasse 4,7 cm (Höhe)
d) Tasse 10 cm (Durchmesser)
e) Untertasse 1,7 cm (Höhe)
e) Untertasse 14,8 cm (Durchmesser)
f) Kuchenteller 1,7 cm (Höhe)
f) Kuchenteller 18,2 cm (Durchmesser)
g) Tasse 4,7 cm (Höhe)
g) Tasse 10 cm (Durchmesser)
h) Untertasse 1,7 cm (Höhe)
h) Untertasse 14,8 cm (Durchmesser)
i) Kuchenteller 1,7 cm (Höhe)
i) Kuchenteller 18,2 cm (Durchmesser)
j) Dose Korpus 6,3 cm (Höhe)
k) Dosendeckel 10,5 cm (Durchmesser)
Erwerb
Schenkung aus der Sammlung I. und W. Funke, 2015
Inventarnummer
2015.1230 a-i
Standort
Aktuell nicht ausgestellt
Objektsystematik
Schlagwortkette
Design
Sammlung
Kunsthandwerk und Design ab Historismus
Die Entwerferkarriere von Hermann Gretsch verdankte sich einer gelinden Unverschämtheit. Der Architekt und promovierte Ingenieur mit Keramikausbildung hatte im Rahmen seiner Tätigkeit im Landesgewerbeamt Stuttgart 1930 eine Ausstellung mit gut gestaltetem Geschirr eingerichtet. Am leer gelassenen Platz der Terrinen aber kündete ein Schildchen: „Gibt es nicht!“ Der damalige Direktor der Porzellanfabrik Arzberg war darob pikiert und forderte den Kurator auf: „Dann machen Sie halt eine!“ Im Jahr darauf kam das aus der Kugelform entwickelte Geschirr 1382 in den Handel, Markstein deutscher Designgeschichte und stilistische Revolution für Arzberg. Hermann Gretsch wurde leitender Entwerfer und die Produktlinie der Firma umgestellt auf modern gestaltetes, funktionales Gebrauchsgeschirr. Doch Moderne tat sich schwer am Markt: Gewinnbringend wurde 1382, dessen Teile einzeln käuflich waren und das bis heute hergestellt wird, erst nach fünf Jahren, befördert nicht zuletzt durch sachgebundene Ehestandsdarlehen der NS- Regierung. Mit dezentem Rotrand wurde es berühmt, doch Dekore (er)trug 1382 viele, über 800 in 90 Jahren. Das Folgegeschirr 1820 war ein kolossaler Mißerfolg am Markt, heute ist es ein Rarissimum der Designgeschichte. Erst die braven Geschirre 1840 und 1495 setzten sich durch und wurden noch lange nach 1945 produziert. Hermann Gretschs vielfältige Ämterverquickung in NS-Institutionen half ihm nach regimekritischen Äußerungen am Ende des Krieges nicht – er tauchte unter. Für Arzberg blieb er tätig bis zu seinem Tod im Jahr 1950, an seine Stelle trat Heinrich Löffelhardt.