Flügelglas

Beteiligte

Salviati & Co.

Datierung

um 1870 Ausführung

Geographischer Bezug

Venedig (Italien) Ausführungsort

Material / Technik

Farbloses und braunes Glas, mundgeblasen, Auflagen angeschmolzen und gekniffen

Maße

23,6 cm (Höhe)
ca. 9 cm (Breite)
9,5 cm (Durchmesser)

Erwerb

Geschenk des Herstellers, 1877

Inventarnummer

V7461

Standort

Ausstellung Antike bis Historismus > Raum 30 Historismus

Objektsystematik

Hausrat > Trinkgefäß > Becher > Stielbecher

Schlagwortkette

Dekoration; Historismus

Sammlung

Kunsthandwerk und Design ab Historismus

Zu den bedeutendsten Pionieren der Wiederbelebung alter venezianischer Glasmachertechniken zählt der Jurist Antonio Salviati (1816–1890). Ab 1856 widmete er sich zunächst der Restaurierung der byzantinischen Mosaiken des Markusdoms in Venedig. Wenig später begann er Gläser in historisierenden Formen zu produzieren, deren Vorbilder er u.a. im Museum von Murano fand. Seit der Weltausstellung
in Paris 1867 wurde seine Firma immer wieder mit Preisen ausgezeichnet. Durch Schenkungen und Erwerbungen waren Salviati-Produkte auch im Leipziger Kunstgewerbemuseum schon bald nach dessen Gründung verfügbar. Man stellte sie alten Originalen als ebenbürtig zur Seite.
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:

Extreme
Alles an dieser betagten, exzentrischen Venezianischen Dame schreit Extreme.
Sie ist extrem fein gearbeitet.
Sie ist extrem zerbrechlich und muss daher mit extremer Vorsicht behandelt werden.
Ihr Erschaffer ist für sie an seine Grenzen gegangen.
Hat seine Grenzen ausgetestet.
Damit wird sie zum Paradebeispiel für Angewandte Kunst. Ein ewiges Kräftemessen zwischen Ästhetik, Möglichkeiten der Herstellung und Praktikabilität der Nutzung.
In jungen Jahren muss sie extrem en vogue und extrem begehrt gewesen sein. Und auch heute fällt sie unter den Glasarbeiten, die im Museum zu sehen sind, extrem auf.
Mit ihrem extremen Erscheinungsbild, möchte sie damals wie heute extrem gefallen.
Extrem verrückt ist, dass ich neulich nahe Verwandte der Venezianischen Dame in den Schaufenstern der Stadt gesehen habe.
Auch wenn die qualitativen Unterschiede extrem sind, ist es doch extrem erfreulich, dass ästhetische Ansätze wiederkehrend sind.
Thyra Guenther-Lübbers, 28, Volontärin am Grassi Museum für Angewandte Kunst

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