
"Technoskulptur"
Beteiligte
Friedemann Lenk
Datierung
1977 Ausführung
Geographischer Bezug
Leipzig Ausführungsort
Maße
75,0 cm (Höhe)
Erwerb
Erworben von Friedemann Lenk, wohl 1983
Inventarnummer
1977.164
Standort
Aktuell nicht ausgestellt
Objektsystematik
Schlagwortkette
Holz
Sammlung
Kunsthandwerk und Design ab Historismus
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Technoskulptur. Nein, für mich passt dieser Name nicht.
Ich bin erinnert an einen Stuhl. Sekunden nur.
Ich schmunzle, denke an Lakritze. Da gabs doch diese biegsamen Vierkant-Balken?
Ich gerate ins Deuten. Bin bei Noten, Zeichen, Schrift.
Leipzig 1977. Da war ich zehn. Kindhafte Erinnerungen an diese meine DDR-Siebziger. An mein Leipzig. Graue Straßen, knallrotes Kunstleder, bunte Plastikmöbel, Milchtüten und Stadtfunksäule vor der Kaufhalle. In der (Innen-)Stadt dann Blechbüchse, polnisches Informationszentrum und Milch-Mokka-Eisbar. Meine früheste erinnerbare Design-Realität.
Von Heute geblickt reiht sich Friedemann Lenks Arbeit ein in eine erstaunliche Kunstwelt. In einen Gestaltungskanon freier, politischer Enge trotzender Geister. Sie spielen Jazz und Bach, malen, drucken und schreiben radikal und geschickt verborgen gegen den Strich. Sie sind Teil der Ost-Realität und schauen ihr dennoch von außen zu.
Ich sehe nun den Holzbildhauer mit handwerklicher Virtuosität, Industrie-Werkstücke abbildend und dabei sinnliche, irgendwie weiche, beinahe florale Objekte schöpfend. Alles ist gekonnt falsch – Material, Krümmungen, Oberflächen.
Doch da ist für mich nichts Techno. Und Skulptur mag ich es auch nicht nennen.
Gekonnt falsch also auch: Der Titel. Ich glaub, das ist Jazz.
Kay Krause, 57, Designer, Gründer der Designagentur KOCMOC