(026) Halsausschnitt einer Tunika
Beteiligte
Unbekannt
Datierung
4./5. Jahrhundert Ausführung
Geographischer Bezug
Ägypten Herkunft (Allgemein)
Material / Technik
Leinen, Wolle; Wirkerei, Fliegende Nadel
Maße
22 cm (Breite)
34 cm (Länge)
Erwerb
Ankauf 1898 durch Dr. Carl Reinhardt in Kairo; Grabung Dr. Carl Reinhardt, Nekropole Drunka bei Assiut, Oberägypten.
Inventarnummer
1899.960
Standort
Ausstellung Antike bis Historismus > Raum 2 Spätantike/ Mittelalter
Objektsystematik
Als im 3. Jahrhundert in Ägypten die Jahrtausende alte Tradition des Einbalsamierens durch die christliche Kirche verboten wurde, ersetzte man bei der Bestattung der Toten die Mumienbinden durch Alltagskleidung. Im heißen, trockenen Wüstensand wurden die Toten und ihre Kleidung aber dennoch konserviert. Hauptkleidungsstück der als Kopten bezeichneten christlichen Bevölkerung war die Tunika. Dieses Hemdgewand bestand aus Leinen oder Wolle und wurde mit farbigen Dekorationen geschmückt. Die dargestellten Reiter und Tierkämpfer entstammen der naturalistisch gestalteten Ornamentik der Spätantike und sind noch keine speziell koptischen Schöpfungen.
Ankauf 1898.
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Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
einmal nachgefragt
Schwester am Leinen-Webstuhl, sprich: Hast du schon als Kind neben der Mutter auf dem Holzbänkchen gesessen? Wie lange hast Du das Wirken geübt mit den roten, blauen und grünen Wollknäueln, die der Vater vom Händler gekauft hat? Habt ihr immer die gleiche Vorzeichnung benutzt: die Kämpfer mit wilden Tieren? Hast du selbst solche Zeichnungen entwickelt oder kam ein Künstler bei euch vorbei, der sie anbot? Hat deine Tante die Stoffe zu fertigen Tuniken genäht? Wenn der Auftraggeber euer Werk abgeholt hat, gab es an diesem Tag bei euch Fleisch zu essen? Habt ihr neben dem Webstuhl geschlafen? Hattest du später Töchter und webten sie auch? Was hattest du selbst auf dem Leib, etwas Graues?
Habt ihr beim Weben auch gelacht und gesungen? Fandest du die großen, weißen Partien der Stoffe mit den dünnen Leinenfäden schwieriger, einfacher oder nur langweilig? Was habt ihr gemacht, wenn ein Fehler übersehen wurde, gab es Schläge? Man muss ziemlich gut sehen können bei dieser Arbeit, waren Weberinnen immer jung? Wurden Begabte für schwierigere Motive ausgewählt?
Hast du jemals einen Menschen gesehen, der so ein Gewand trug, vielleicht bei einem Fest, oder wurden sie nur würdigen Toten angezogen?
Margit Emmrich, 74, Fotografin
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