(045) Schalenteller mit eingeritztem Drachendekor
Beteiligte
kein Eintrag
Datierung
Qing-Dynastie, Kangxi-Periode, wohl um 1700 Ausführung
Geographischer Bezug
China Ausführungsort
Material / Technik
Porzellan, geritzt, blau glasiert
Maße
25,2 cm (Durchmesser)
4,5 cm (Höhe)
Erwerb
Ankauf aus Mitteln der Stiftung Hugo Scharf, Leipzig, 1917
Inventarnummer
1917.422
Standort
Ausstellung Asiatische Kunst. Impulse für Europa > Empore Pfeilerhalle
Objektsystematik
Schlagwortkette
Drache
Sammlung
Ostasien (Asiatische Kunst)
Der hochglänzende, intensiv blau-violette Teller verrät auf den ersten Blick nichts von dem lebendigen eingeritzten Drachendekor, der sich auf Spiegel und Wandung befindet. Nur in der Bewegung unter Licht lässt sich das versteckte Bild (anhua) erkennen. Diese zurückhaltende Dekortradition der Ming-Dynastie entwickelte sich aus deutlich eingeschnittenen Reliefs auf tang- und songzeitlicher Keramik, die ihrerseits Metallgravuren imitierten. Die monochrome Glasur überstrahlt die Bildinformation in diesem Stück der Kangxi-Periode noch deutlicher als bei den mingzeitlichen Vorgängern. Vielleicht spielte auch die Vielzahl farbikonografischer Systeme, die nicht nur Opfergeräte, sondern beispielsweise auch höfische Rangabzeichen, die Himmelsrichtungen oder die verschiedenen Manifestationen Buddhas differenzierten, eine Rolle bei derart entschieden auf die Farbwirkung konzentrierten Arbeiten. Der fünfklauige imperiale Drache ist in der für keramischen Dekor beliebten Profilvariante mit grimmigem Blick, gut sichtbaren Hörnern, Schnurrbart und sich zwischen magisch züngelnden Flammen ausstreckenden Gliedern dargestellt. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
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Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Du blaue Schale;
Tintenfass, ja, hör‘ dich fast,
Geheimnis: Du singst.
Wie Sirenen, du
Flüsterst mir so rege zu:
Von gestern, damals.
Du blaue Schale;
Höre dir so gerne zu,
Ein blaues Becken.
In dir muss so viel,
Viel wundervolles stecken;
Ich wüsste gern‘, was.
Dip‘ in dich hinein,
Sauge deine Farbe auf;
Ein Tintenkiller.
Einer von vielen,
Wollte nur mit dir spielen!
Was ist schon dabei?
Zerstört, ein Kratzer.
Dann zwei, dann drei, dann vier, dann-
Ein Riss. Darf ich das?
Und ich werd‘ blauer,
Je länger ich schau‘, seh‘ dich,
Denke: „Versteh‘ ich!“
Und dreh‘ ich dich, dann
Merke ich: Anscheinend doch,
Wohl doch nicht. Sorry.
Lars Giró Mejias, 21, Bundesfreiwilliger im Grassi MAK