(59) Stapeldose (inrô) mit Schiebeperle (ojime) und geschnitztem Fixierknebel (netsuke)

Beteiligte

kein Eintrag

Datierung

Mitte 19. Jahrhundert, Edo-Zeit Ausführung

Geographischer Bezug

Japan Herkunft (Allgemein)

Material / Technik

inrô: Schwarz-, Rot- und Goldlack mit Perlmutteinlagen. ojime: Elfenbein, Lack. netsuke: Buchsbaum, geschnitzt

Maße

inrô 7,3 cm (Höhe)
inrô 6,6 cm (Breite)
inrô 2,5 cm (Tiefe)
ojime 1,6 cm (Durchmesser)

Erwerb

Schenkung von Edith Mendelssohn-Bartholdy, Leipzig, 1931.

Inventarnummer

1931.31

Standort

Ausstellung Asiatische Kunst. Impulse für Europa > Kabinett Ostasien

Objektsystematik

Aufbewahrungsbehältnis > Inro

Schlagwortkette

Affe; Pferd

Sammlung

Ostasien (Asiatische Kunst)

Zwei bekleidete Affen ziehen an einem Seil, welches den Blick auf die gegenüberliegende Seite des "inrô" lenkt. Dort ist es an das Zaumzeug eines scheuenden Pferdes geknüpft. Der Affenkönig aus dem chinesischen Roman „Eine Reise nach Westen“ ist das bekannteste Beispiel anthropomorpher Darstellungen. Im Schintoismus wurden den Affen heilende und fruchtbarkeitsfördernde Kräfte zugeschrieben, speziell auch im Hinblick auf Pferdehaltung. Deshalb befanden sich bis ins 19. Jahrhundert in Ställen Affen oder Affendarstellungen. Wie vielleicht auch hier, stellten westliche Händler oft einzelne "inrô", "netsuke" und "ojime" zum besseren Verkauf zu Sets zusammen.

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Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:

In (印), Siegel/Stempel, ro(籠), Korb. Jemand würde auf den ersten Blick sagen, dass es aussieht wie eine Alkoholflasche, aber das ist wirklich nicht der Fall. Könnte es sein, dass ein so kleines, zartes und gut dekoriertes Schmuckstück für Alkohol verwendet wird?

In Wirklichkeit ist ein Inro ein traditionelles, hochverziertes japanisches Gehäuse, das hauptsächlich zur Aufbewahrung kleiner Gegenstände verwendet wird. Um die Hüfte getragen, wenn man einen Kimono trägt, kann ein Inro Medizin, Tabak, Pfeifen oder sogar eine Schreibbürste und Tinte enthalten. Es war die Tasche, die Kimonos nie hatten. Obwohl es zuerst in der Sengoku-Zeit (1467–1615) geschaffen wurde, erreichte es seinen Höhepunkt in der Edo-Zeit (1603–1868), wo es auch als Herrenzubehör populär wurde.
Dieses besondere Inro zeigt jedoch Tiere, ein Pferd und einen Affen. In der japanischen Überlieferung sind Affen die Beschützer von Pferden, wenn man also berücksichtigt, dass diese Gegenstände hauptsächlich von Männern getragen wurden, die auch an Kriegen teilnahmen, als Soldaten mit Pferden, könnte man annehmen, dass dieses Inro auch als Schutz, als Glücksbringer verwendet werden könnte.

Diese Reise des kleinen Objekts wird mich immer faszinieren. Es mag von geringer Bedeutung sein, da es als etwas Gewöhnliches wahrgenommen werden könnte, nur ein weiteres Objekt in einem Museum. Aber selbst so ein kleines Objekt trägt eine ganze Kultur dahinter, die zwei oder mehr Kulturen miteinander verbindet, nicht nur die deutsche mit der japanischen, sondern auch, persönlich als griechische Praktikantin, die griechische mit der japanischen. Das ist der Zauber, den Museen innewohnen und bieten, die es jedem ermöglichen, die Kultur, Tradition, Geschichte und Lebensweise eines anderen Landes kennenzulernen.


Marilena Semertzidou, 16, Schülerin an der Deutsche Schule Thessaloniki und Praktikantin des Grassi Museums

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