Bildteppich "Frau vor Landschaft"

Beteiligte

Johanna Schütz-Wolff

Datierung

1954

Geographischer Bezug

Söcking bei Starnberg (Bayern) Ausgabe

Material / Technik

Wolle, Leinen- und Köperbindung, gestickte Konturen, aus fünf einzeln gewebten Bahnen zusammengesetzt

Maße

220 cm (Höhe)
450 cm (Breite)

Erwerb

Schenkung aus dem Nachlass der Künstlerin, 2010.

Inventarnummer

2010.1098

Standort

Ausstellung Jugendstil bis Gegenwart > Erdgeschoss > 1940er bis 1970er Jahre

Schlagwortkette

Bild; Frau

Sammlung

Kunsthandwerk und Design ab Historismus

Johanna Schütz-Wolff webte den Bildteppich „Frau vor Landschaft 1954 in fünf einzelnen Stücken und setzte ihn anschließend zusammen. Für den Hintergrund verwendete sie gefärbtes, schwarzes Garn, für die Frauenfigur und die umgebende Landschaft dagegen weiße und braune Naturwolle. Allein der gelbe Hut und die rosa Vase am rechten Bildrand setzen farbige Akzente in der sonst auf den Hell-Dunkel-Kontrast reduzierten Darstellung. Die Auflösung der Figur in einzelne, sich überschneidende Bildflächen wirkt sehr grafisch und ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Künstlerin als Grafikerin ausgebildet wurde und 1920 eher zufällig zur Bildweberei kam. Begonnen hatte sie ihre Ausbildung in der Fachklasse für künstlerische Frauenarbeiten an der Burg Giebichenstein. Anschließend ging sie zur Weiterbildung an die Kunstgewerbeschule München. 1919 kehrte sie nach Halle zurück, und baute hier auf Wunsch ihres ehemaligen Lehrers, Paul Thiersch, die Webereiklasse auf. Da sie keine klassische Webereiausbildung durchlaufen hatte, konnte sie frei von Traditionen neue Wege gehen. Ihre Bildgewebe entstanden ohne Entwurfszeichnung direkt am Webstuhl und entgegen der traditionellen Gobelintechnik, bezog sie bewusst die Wirkung der Kettfäden in die Gestaltung mit ein. Durch die Verwendung unterschiedlicher Gewebebindungen konnte sie fein abgestufte Schattierungen weben, die ihren Figuren Plastizität gaben und gleichzeitig deren durchscheinende Leichtigkeit erst möglich machten. Während der Zeit des Nationalsozialismus bekam sie keine Ausstellungsmöglichkeiten und Wandbehänge, die sie für Wettbewerbe einreichte, wurden als „ungeeignet“ zurückgeschickt. Als 1938 die Gefahr einer Hausdurchsuchung durch die Gestapo bestand, zerstörte sie sogar den größten Teil ihrer Arbeiten. Erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges konnte sie ihre Karriere fortsetzen.

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