Ohne Titel (GT 3). Aus der Serie: Gartentore
Beteiligte
Annette Schröter Entwurf und Ausführung
Datierung
2020/21
Geographischer Bezug
Leipzig Herkunft (Allgemein)
Material / Technik
Scherenschnitt, gerahmt
Maße
40 x 29 (Rahmenmaß)
Erwerb
Erworben von der Künstlerin, 2023; Erworben mit Unterstützung der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Inventarnummer
B.2023.526
Standort
Ausstellung Antike bis Historismus > Raum 28 Klassizismus: Empire, Eisenkunstguss
Objektsystematik
Schlagwortkette
Garten; Scherenschnitt; Silhouette
Bei Erkundungstouren in Leipzigs Vororte während der Coronazeit fielen Annette Schröter (*1956) schmiedeeiserne Schrebergartentore der 1950er- bis 1980er-Jahre auf. Inspiriert von ihrer Wiederentdeckung schuf die Künstlerin eine Serie in der traditionsreichen Technik der Silhouettenschnitte. Die Scherenschnitte reduzieren die Eingangstore auf ihre geometrischen Muster aus Draht- oder Metallstreben. Dadurch sind die Tore auf den ersten Blick kaum als solche wiederzuerkennen. Die Scherenschnitte spielen mit positiv und negativ, Licht und Schatten, hell und dunkel.
Die Papierarbeiten übersetzen die Formen und Feinheiten dreidimensionaler Alltagsobjekte auf plane Papierflächen. Schröter entzieht die Gartentore ihrer Funktion, Räume voneinander zu trennen, übernimmt hingegen deren charakteristische Gestaltung. Auf Schatten, Schraffuren oder räumliche Staffelung verzichtet sie, somit werden die Gitter auf klare Formen reduziert. Es dominieren Linien und sich wiederholende Grundformen wie Kreise oder Quadrate. Der einfachen Form stellt Schröter eine vermeintlich anspruchslose Technik, den Papierschnitt gegenüber. In der scheinbaren Uniformität der Schnitte spiegelt sich die besondere Individualität der Form und Gestaltung der Einzelstücke wider. Das kann auch als ein Hinweis auf die Handarbeit und Gestaltungskraft, welche ab Mitte des letzten Jahrhunderts noch in handgelötete Stahltore floss, verstanden werden. Mit Schröters Rückgriff auf den Papierschnitt findet dies auch auf technischer Ebene eine Entsprechung. Auch dieser gilt gemeinhin als verstaubt und eine im häuslichen Alltag verhaftete Praxis. Die Schnitte sind nicht nur Zeugnis der Beobachtungsgabe und Kunstfertigkeit Annette Schröters, sondern stellen zudem die ausgewählte und oftmals übersehene Gestaltung und Schönheit der Objekte, die uns in unserem Alltag umgeben, in den Vordergrund.
Annette Schröter studierte von 1977 bis 1982 Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Zuvor hatte sie eine Lehre zur Porzellanmalerin in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen absolviert. Nach der Ausbürgerung lehrte, arbeitete und lebte sie zunächst in Hamburg. 1997 folgte die Rückkehr nach Leipzig. Weitere Stationen waren eine Gastprofessur an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und ein Lehrauftrag an der Hochschule für bildende Künste Dresden. Von 2006 bis 2022 war sie Lehrstuhlinhaberin für Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Dem Scherenschnitt widmet sie sich seit 2001 als ihre bevorzugte künstlerische Technik.
Melanie Krause, Karoline Schliemann, letzte Bearbeitung 20.12.2023