© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig. (Foto: Esther Hoyer)
"Malaie"
Beteiligte
Mathilde Szendrö-Jaksch Modell
Wiener Porzellanfabrik Augarten Ausführung
Datierung
um 1925 Ausführung
Geographischer Bezug
Wien Herstellungsort
Material / Technik
Porzellan, Aufglasurstaffierung
Maße
15,5 cm (Höhe)
Signatur / Marke
Auf der Bodenunterseite: in Unterglasurblau Bindenschild u. "Wien", darunter roter Aufglasurstempel mit "Augarten" u. "Austria" sowie Prägenummer "1570"
Erwerb
Ankauf im Versteigerungshaus Leipzig, 1973
Inventarnummer
1973.21
Standort
Ausstellung Jugendstil bis Gegenwart > Obergeschoss > Art déco
Objektsystematik
Schlagwortkette
Akt (Kunst); Art déco; Frucht; Kleinplastik
Sammlung
Kunsthandwerk und Design ab Historismus
Im Gegensatz zu den seinerzeit vom Deutschen oder Österreichischen Werkbund verfochtenen Prinzipien der material- und funktionsgerechten Serienproduktion vertritt die abgebildete Figur einen dekorativen Luxusstil, der nach den Entbehrungen des ersten Weltkrieges ein gewisses Nachholebedürfnis befriedigte und um 1925 seinen Höhepunkt erreichte. Damit rückte das individuelle Einzelstück bzw. die kleine Serie wiederum in den Vordergrund des Interesses. Diese mit der Weltwirtschaftskrise um 1928 beendete Richtung ist als Spätblüte bürgerlich-repräsentativer Eleganz und Genussfreudigkeit zu verstehen, wie sie die große Pariser Weltausstellung „Exposition International des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“ am umfassendsten dokumentierte.
Der „Malaie“, eine Aktfigur mit leicht überlängten Gliedmaßen, breitem Sonnenhut und einer melonenartigen Frucht in der Hand wurde von Mathilde Jaksch, einer ausgesprochen produktiven und fast ausschließlich für die Porzellanmanufaktur Wien-Augarten tätigen Künstlerin, modelliert. Außer der gelbbraunen Frucht sind nur die als Sitzgelegenheit dienende Pflanze und die Sockelplatte staffiert, deren bizarre Eckigkeit als typisch für die mittzwanziger Jahre gelten kann.
Von der Neigung der 1899 geborenen Künstlerin, sich asiatischen und exotischen Sujets zuzuwenden, zeugen auch solche Modelle wie „Chinese“, „Japanerin“, „Asiatin mit Hund“ und „Tropen-Figur“.
Die 1922/23 ins Leben gerufene Manufaktur Augarten, zu deren Mitarbeitern Persönlichkeiten wie Josef Hoffmann, Otto Prutscher und Michael Powolny gehörten, sah und sieht sich als Nachfolgerin der 1864 geschlossenen traditionsreichen Wiener Staatsmanufaktur. Wie diese führt sie als Marke den Bindenschild aus dem österreichischen Staatswappen, aber mit den Zusätzen „Augarten“, „Augarten Austria“ und (oder) „Wien“ sowie einer Krone oder einem Stern oder einem „W“.
(Text: Dipl. phil. D. Gielke, Februar 1984)