Das aus zwei gleich großen Rechtecken und einem kleineren Rechteck mit gegenläufigen diagonalen Verstrebungen montierte Objekt aus überwiegend rot lackiertem Silberdraht mit dem Titel „Costruttivo“ entstand während seiner Zeit als Professor an der Philosophischen Fakultät der Università degli Studi in Florenz (Italien), wo der Schmuckkünstler und Kunsthistoriker (Studium von 1979 bis 1983 an der Università degli Studi di Padova, Italien) als Professor für Schmuckdesign und Geschichte der künstlerischen Goldschmiedetechniken lehrte. Aufgrund der gleichzeitigen Beschäftigung mit der Geschichte der Kunst wie mit der künstlerischen Praxis seines Autors entwickelt der Titel des Objekts auch Bezüge in beiden Bereiche dessen Schaffens. Einmal als ein Objekt, das ähnlich der Tragwerkskonstruktionen in der Architektur Quadrate durch diagonale Streben verwindungssteif stabilisiert und über eine klare und funktionale Ästhetik verfügt. Gleichzeitig und zum anderen als kleines Kunstobjekt, das auf den historischen Konstruktivismus verweist, der in seinem Weg durch die Geschichte zu einem umfassenden Begriff geworden ist. Er betrifft nun auch die Wahrnehmung: Im sogenannten „radikalen Konstruktivismus“ der die Philosophie der 90er Jahre beschäftigte (von Glasersfeld, von Förster u.a.), wird die Wahrnehmung der Welt zur Konstruktion, die aus den sinnlichen Reizen erst subjektiv geschaffen werden muss und deshalb subjektiv bleibt. Ein unbequemes Objekt am Handgelenk trägt dazu bei, diesen Gedanken in seiner Komplexität auch kritisch zu erleben.

Robert Wissmath