Wandbehang "Madonna mit Kind"

Beteiligte

Lotte Reimers

Datierung

1963

Geographischer Bezug

Deidesheim / Rheinland-Pfalz Ausführungsort

Material / Technik

Leinen, Metallfaden; Plattstich, Anlagetechnik

Maße

58 x 23 cm (ohne Rahmen) (Länge x Breite)

Erwerb

Schenkung Lotte Reimers, Deidesheim, 2009

Inventarnummer

2009.1577

Standort

Aktuell nicht ausgestellt

Objektsystematik

Textilien, Gewebe > Stickerei

Schlagwortkette

Madonna; Stickerei

Sammlung

Kunsthandwerk und Design ab Historismus

Ungewöhnlich scheint das Motiv der „Madonna mit Kind“ im Oeuvre von Lotte Reimers, in dem die Wahl-Deidesheimerin nur wenige Figurationen aufgreift. Mit einem Plattstich hat sie den goldfarbenen Metallfaden auf den schwarzen Leinen gestickt und die Farbwahl der Materialien geschickt für eines der wichtigsten Bildthemen aus der christlichen Kunst zu nutzen gewusst. Neben dem bekannten Typus einer hellhäutigen Maria gibt es ebenfalls die Variante einer „Schwarzen Madonna“, die Lotte Reimers durch den dunkelbraunen Leinen wiederzugeben scheint. Interessant ist auch der Bildträger, denn auf der Rückseite findet sich eine beigefügte Postkarte. Darauf ist eine Ikonenartige Darstellung der Madonna mit dem Kind zu sehen, die Lotte Reimers zu ihrem figuralen Motiv angeregt haben wird.

Bevor Lotte Reimers mit Jakob Wilhelm Hinder auf Wanderschaft gehen und währenddessen ihre ersten Textilarbeiten herstellten konnte, musste die damals 19-jährige nicht nur ihre Eltern von den neuen Zukunftsplänen überzeugen, sondern auch Hinder selbst, der den Konventionen gemäß zunächst einen Mann einstellen wollte. Lotte Reimers denkt an diese erste Hürde, die sie jedoch schnell meisterte, zurück: "Beim Besuch der Ausstellung [in ihrem Wohnort Bad Gandersheim, S.B.] hörte ich, dass Hinder / Keramik und sein Bruder / Weberei Ersatz suchten für einen jungen Mann, der zur Fachschule in Höhr / Koblenz gegangen war… aber ein Mädchen wollten sie nicht. Ich bot meine Hilfe beim Abbau, Packen etc. an. Das war bei den jahrzehntealten morschen Kisten und der uralten Holzwolle ein Kunststück, Pappringe bewahrten die Nägel vorm Absinken in das Holz. Am nächsten Ausstellungsort Bad Herzberg / Harz kam aber alles wieder heil zutage, obwohl knapp gepackt werden musste, sonst wären noch mehr Kisten nötig gewesen. An den Wochenenden fuhr ich zu den Orten, wo die Ausstellung nun gezeigt wurde – montags kam ich immer zu spät zur Schule und samstags verließ ich sie immer zu früh – doch die eingeweihten Lehrer 'hielten dicht', und meine Eltern wussten ebenso Bescheid."

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