Paulus Beham (1576 - 1610)
Deckelbecher mit Mauresken-Dekor
Ende 16. Jahrhundert
Thomas Rückert Ausführung
um 1575 Ausführung
Dresden Ausführungsort
Messing, gegossen, geätzt, vergoldet; Eisen
Gehäuse 11 cm (Durchmesser)
Gehäuse 6,3 cm (Tiefe)
Sockel 7,1 cm (Breite)
Sockel 9,5 cm (Tiefe)
ohne Bezeichnung
Alter Besitz des Leipziger Rates, 1879 übernommen
V443
Ausstellung Antike bis Historismus > Raum 9 Renaissance: Nördlich der Alpen
Analoges und elektronisches Gerät > Messgerät > Längenmessgerät > Wegemesser
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Die erste Frage, die mir in den Sinn kam, und die mich bis zum Schluss nicht losgelassen hat, ist: Weshalb schuf man ein solch nützliches Gebrauchsobjekt in einer so repräsentativen Manier, dass es vermutlich kaum in der ursprünglich gedachten Weise verwendet werden würde? Es bietet eine Gegenüberstellung zu den heute von uns verwendeten Geräten und Techniken, die selbstverständlich erscheinen, und denen in den meisten Fällen keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Gleichzeitig erinnert es daran, dass wir das Rad nicht neu erfinden werden. Wir profitieren von Vorangegangenem, ohne dabei auf der Stelle stehenzubleiben. Wir entwickeln weiter, verfeinern, probieren Neues aus.
Der Wegemesser erscheint wie ein Repräsentationsobjekt, wobei die Frage aufkommt, in welchem Rahmen es möglicherweise präsentiert wurde. Er wirkt zunächst unscheinbar und zugleich wie ein Objekt, welches nur darauf wartet erkundet zu werden, sobald es im Wandregal die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Es erinnert daran, genauer hinzusehen, sich Zeit zu nehmen und das Schöne im Nützlichen wiederzuentdecken.
Leonie Schumann, 26 Jahre, Studentin
Allgemeine Objektinformationen
Schon seit dem 16. Jahrhundert gab es neben Uhrmachern, Goldschmieden und Graveuren sogenannte Mechaniker und Kompassmacher für die Herstellung von naturwissenschaftlichen Messgeräten. Der aufwändig mit Maureskendekor verzierte Wegemesser gehörte ursprünglich zu einer Sammlung von mindestens zwölf solcher Messinstrumente, die sich bereits 1587 in der Dresdener Kunstkammer befunden haben. Sie waren von August I. von Sachsen in Auftrag gegeben worden, um die Beschaffenheit und Größe seines Territoriums bestimmen zu können. Die Mechanik ist höchst ausgefeilt: durch ein Hebelzugsystem konnte der Wegemesser mit einem Kutschrad verbunden werden. Dessen Umdrehungen wurden gezählt und so die zurückgelegte Strecke ermittelt. Zahnräder und innere Zugsysteme trieben weitere Mechanismen an, die sogar den Richtungswechsel aufzeichneten. Allerdings lassen die geringe Abnutzung und die kostbare künstlerische Gestaltung vermuten, dass es kaum wirklich verwendet worden ist.
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