Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:

Du zeichnest mich auf Papier. Vielfach.
Du hältst mich fest? Warum? Du kennst mich nicht.
Dein Blick ist verliebt, fast wie betäubt von dieser aufregenden Stadt.
Bin ich es, die Du zu zeigen versuchst? Oder ist es nur eine Hülle? Eine Projektionsfläche Deiner Sehnsüchte?
Wer bin ich? Hast Du mich dies einmal gefragt? Nein.
Der Stift er gleitet weiter wie getrieben über das Papier, er schreibt, er zeichnet, er be-zeichnet mich. Die Druckplatte vervielfacht DEIN Bild von mir.
Hast Du mich gefragt, warum ich singe? Warum ich mich auf den Bühnen zeige? Hast Du mich gefragt, was ich der Welt hinterlassen will? Nein.
Der Stift er hält nur das fest, was Du zu sehen bereit bist. Es ist ein Abbild DEINER Sehnsüchte.
Was wäre diese Stadt ohne Deine Sehnsucht? Was wäre sie ohne Deine Blicke? Was wäre diese Stadt ohne uns – Projektionsflächen?
Ich bin Yvette. Ich bin Paris. Ich bin DU.


Sabine Wohlfarth, 35, Museumspädagogin