© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig (Foto: Christoph Sandig)
"Stachelgehäuse"
Beteiligte
Beate Kuhn
Datierung
1966
Geographischer Bezug
Düdelsheim-Büdingen Ausführungsort
Material / Technik
Steinzeug, zweischichtig, mattglasiert
Maße
34 cm (Höhe)
28 cm (Breite)
27 cm (Tiefe)
Erwerb
Schenkung aus der Sammlung Hermann T. und Ilse Wolf, Hinang (Allgäu), 2010.
Inventarnummer
2010.388
Standort
Ausstellung Jugendstil bis Gegenwart > Erdgeschoss > 1940er bis 1970er Jahre
Objektsystematik
Schlagwortkette
Studiokeramik
Sammlung
Kunsthandwerk und Design ab Historismus
Beate Kuhn (1927–2015) begann in Freiburg im Breisgau mit dem Studium der Kunstgeschichte, doch ein alter Katalog zur Grassimesse mit Keramiken von Jan Bontjes van Beek war schließlich ausschlaggebend, sich für eine Ausbildung zur Keramikerin zu entscheiden. Nach ersten Entwürfen für die Industrie vollzog sich in den 1960er Jahren ein radikaler Wandel im Schaffen Beate Kuhns. Sie entfernte sich zunehmend von der Gebrauchsform hin zur Gefäßplastik und freien Form. Dabei beherrschte sie alle Formate, vom kleinen Objekt bis hin zu monumentalen Brunnen und Reliefs. Spiegelte sich in den früheren, bemalten Keramiken ihre Begeisterung für die zeitgenössische abstrakte Malerei und Plastik wider, fand sie nun zu einer individuellen, charakteristischen Technik, deren Prinzip auf der Addition gleicher Grundelemente beruht. Das „Stachelgehäuse“ besteht im Innern aus drei aufeinandergesetzten kugeligen Hohlformen mit seitlich montierten Scheibensegmenten. Aus diesen scheinen in beide Richtungen kegelförmige Stachel zu wachsen. Wie häufig bei Beate Kuhn, deutet sich schon im Titel ihrer Arbeit eine mehrdimensionale Wahrnehmung an. Die Stachel bilden durch ihre Anordnung einerseits eine geschlossene Formsilhouette, auf der anderen Seite entsteht auch eine gewisse Transparenz, die den Blick auf das Skelett freigibt. Bei dieser Arbeit stellen sich Bezüge zu Naturformen mit urwüchsiger, kraftvoller Wirkung ein. Trotz der starken Abstraktion entstehen Assoziationen mit wildem Dornengestrüpp. Die dunklen, facettenreichen Blau-Töne der Glasur verfremden jedoch und verhindern eine allzu nahe Naturadaption.