Brosche

Beteiligte

Claus Bury

Datierung

1977

Geographischer Bezug

Material / Technik

Gold, Silber,verschieden Kupferlegierungen mit Einlagen; Oberfläche in Mokume Gane Technik

Maße

ca. 4,4 x 8,5 x 0,5 cm (HxBxT)

Signatur / Marke

rückseite unleserlich geritzt Bury 1977(?)

Erwerb

Donation PN & BS

Inventarnummer

2021.26

Standort

Aktuell nicht ausgestellt

Objektsystematik

Schmuck > Brosche

Schlagwortkette

Schmuck

Sammlung

Kunsthandwerk und Design ab Historismus

Der 2011 emeritierte Professor für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg begann seine Karriere als Goldschmied in Hanau und studierte später in Pforzheim an der damaligen Kunst- und Werkschule. Als gestaltender Goldschmied (in den 70er Jahren war der Begriff des Autorenschmucks noch nicht gebräuchlich) sind einige Werkgruppen in die Schmuckgeschichte eingegangen: einmal seine Maschinenringe aus Gold, dann sein Plexiglasarbeiten und später die „Metallzeichnungen“, von denen sich ein Objekt in der Sammlung befindet. Alle Arbeiten fußen auf einer intensiven Auseinandersetzung mit Strömungen damaliger Kunst. Die Maschinenringe sowie seine farbige Acrylglas-Arbeiten sind in der Formenwelt der Plastik und Malerei der 70er Jahre verwurzelt. Die Maschine, als verrätseltes Konstrukt von Duchamp in die Kunst eingeführt, von Tinguely als unsinniges mechanisches Geklapper eines maschinellen Weltmodells spielerisch ad absurdum geführt, bildet in der Kunst seit den 60er Jahren einen faszinierenden Gegenpol zu anderen künstlerischen Bewegungen. Maschinen boten durch klare Formen und konkrete Formzusammenhänge auch in ihrer Ironisierung eine Alternative zur Dominanz der Expression in der Kunst dieser Jahre. Ähnliches galt für die Malerei, auch hier entstand im Kontext klar konturierten Farb/Formkompositionen eine gewisse Gegenbewegung zum noch bis in die 1960er Jahre dominierenden Abstrakten Expressionismus.
1979 beendete Klaus Bury die Beschäftigung mit Schmuck und verschrieb sich der Skulptur. Als ein wichtiger Zwischenschritt auf diesem Weg lässt sich die Gruppe seiner „Metallzeichnungen“ sehen. In der Akribie der handwerklichen Umsetzung den vorherigen Werkgruppen gleichgestellt (in der Schmuckgeschichte finden sich kaum prätentiösere Arbeiten in Acrylglas als die von Klaus Bury), sind nun starke und räumlich anmutende Geometrien im Focus, die in organoid gerundeten, fast landschaftlich wirkenden, Formen eingebettet sind. Die Arbeiten erinnern an die zu dieser Zeit aktuellen künstlerischen Ansätze der „Land-art“.
Burys Metallzeichnungen sind metallurgisch wie handwerklich gleichermaßen anspruchsvoll. Für die Metallfarben müssen Legierungen gefunden werden, die sich in deutlich abgrenzbaren Farbnuancen unterscheiden. Gleichzeitig müssen diese Legierungen für die mechanische Bearbeitung geeignet sein und vom Schmelzpunkt höher liegen als das zur Verlötung der einzelnen Blechelemente verwendete Hartlot. Zwar gibt es ein traditionelles Wissen bezüglich der Herstellung verschiedenfarbiger Legierungen. So beschrieb Benvenuto Cellini schon im 16 Jh. die Herstellung von farbigen Metallfolien, mit denen damals Schmucksteine unterlegt wurden. Heute lassen sich Rotgold bzw. das im Trachtenschmuck verwendete Grüngold sowie einige hellere und dunklere Goldfarben in verschiedenen Feinheitsstufen als Standard bei Scheideanstalten beziehen. Eine solche Vielzahl von Farbnuancen, wie von Klaus Bury eingesetzt, musste dennoch erst als geeignete Legierungen entwickelt werden. Hierzu nutzte er ein Stipendium des BDI und das Wissen von Spezialisten. Handwerklich greift Bury auch auf die japanische Technik Mokume-gane zurück, eine Schmiedetechnik, bei der zu einem Block verschweißte verschiedenfarbige Metallbleche (auch hier sind ähnliche Schmelzpunkte der Metalle wichtig) wie beim Damaszenerstahl ineinander geschmiedet werden. Die an Holzmaserung erinnernde Grundfläche der Brosche beruht auf dieser aufwändigen Technik.
In diesen Zusammenhängen entstanden kostbare Kabinettstücke, die in Sammlungen verschwanden. Ein Umstand, der neben der fehlenden Präsenz bei der physischen Begegnung mit diesen kleinen Kunstwerken den Künstler veranlasste, sich dem Feld der großformatigen und in der Öffentlichkeit präsenten Bildhauerei zuzuwenden. Seine danach folgenden skulpturalen Arbeiten waren überwiegend außenraumbezogene Objekte, die häufig wie begehbare Architekturen wirkten. Der „Bitterfelder Bogen“ gehört beispielsweise zu diesen Projekten.
Robert Wissmath

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