
© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig
Unter der Welle von Kanagawa
Beteiligte
Katsushika Hokusai
Datierung
um 1830
Geographischer Bezug
Japan, Edo (Tokio) Ausgabe
Material / Technik
Farbholzschnitt, Vielfarbendruck in verblichenem Gelbton, Blau- und Grautönen
Maße
25 x 37,9 cm (Blattmaß)
Erwerb
Ankauf 1898, in der Königlichen Hofkunsthandlung Ernst Arnold in Dresden.
Inventarnummer
B.V.3
Standort
Aktuell nicht ausgestellt
Schlagwortkette
Berg; Fischer; Welle
Sammlung
Ostasien (Asiatische Kunst)
Katsushika Hokusai (1760–1849) ist der überragende Meister des letzten Jahrhunderts des Ukiyo-e mit einem umfangreich-vielgestaltigen Werk, dem Weltgeltung zukommt. Auffällig ist der häufige Wechsel seines Künstlernamens und der Namenszusätze, von denen mehr als 50 bekannt sind. Zu den Höhepunkten seines Werkes gehört die Landschaftsserie der „36 Ansichten des Berges Fuji“, der diese Ansicht zugehörig ist, geschaffen im sogenannten Ôban-Format, dem meistgebrauchten Format des japanischen Holzschnitts. Sie gehört zu jenen Zeugnissen japanischer Bildkunst von prägend-bestimmender Wirkung auf die Wahrnehmung und Rezeption der Kunst des Ukiyo-e in der Welt – ungeachtet des Umstands, dass hier bereits westliche Einflüsse zu konstatieren sind. Hokusais Fuji-Serie, in Japan großen Erfolg feiernd und schließlich auf 46 Blatt vergrößert, trat ihren internationalen Siegeszug an auf den Weltausstellungen von Paris 1867, 1878, 1889 und Wien 1873. Von hier aus begann ihr Einwirken auf das Kunstschaffen in Europa, wobei es nicht nur um die bloße Übernahme bislang fremder Formen, Motive, dekorativer Gestaltungen ging, sondern vielmehr um die Auseinandersetzung mit dem anderen künstlerischen Sehen und mit dem ungewohnten und in den frischen Drucken sich besonders grell artikulierenden Farbensinn der japanischen Künstler. Von Hokusais Tsunami-Bild ging eine besondere Faszination auf die impressionistischen Künstler aus. (Text: Eberhard Patzig/ Dietrich Neumann)
Ankauf 1898, in der Königlichen Hofkunsthandlung Ernst Arnold in Dresden.
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Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
42 Wellen
Die Welle vor Kanagawa
Überragt den Fuji wie der Nanga Parbat
Und nach zweihundert Jahren hat
Sie eine nicht abgeebbte Strahlkraft:
Sie stellt das fast perfekte Japan dar
Wie Sushireis und Mangaka
Kirschblüte oder Katana
Samurai und „Sayonara“
Wir sehen wie sich Gischt und Woge
Bricht bedrohlich über Fischerboote
Fuji von der Vorderseite
Punkte, Striche, Morsezeichen
Uns durch Zeit und Ort erreichen
Die Hokusai in Holzblock schneidet
Ein Zyklus aus der Welt im Fluss
Von der uns Logos und Emojis bleiben
Wozu kleine Dinge taugen-
Schaum schwebt weiß wie Ringeltauben
Auf den berliner/himmelblauen
Wellen die in Spritzern aufgehen
– Guck sie an!
Sie rieseln gleich dem Schnee des Fujisan!
So schwebt das Bild am Rand der Zeiten
Vom Edo der Vergangenheiten
Zu uns in Licht- und Schattenseiten
Und Lädt ein zu Gedankenreisen
Als Ikone ist es oft kopiert,
Abermals geklont und obduziert
1000 Fach gedruckt und Abgezogen
Ausgeblichen, abgedroschen und verbogen
Und es bleibt doch zeitlos klassisch
– Eine einfache Ansicht
Fürs Auge Begreifbar und haptisch
Vertraut, heimisch, praktisch
Jetzt schnell zum Fanal:
Die Welle ist fraktal
Wir tauchen heute formelreif
Für 1000 Yen ins Formenreich
Von 36 Nummer eins
Schlicht, direkt doch unerreicht
Sie schlägt uns fest wie Budokai
Arigato, Hokusai!
Andreas Wasicki