Rosenthal als einer der größten Hersteller von Geschirr bestimmte in den folgenden Jahrzehnten das Gesicht bundesdeutschen Porzellans ganz wesentlich mit: Unablässig warf die Firma, befeuert von der kunstversessenen Rastlosigkeit ihres Besitzers, neue Designer- und Künstlerentwürfe auf Markt, von denen einige rückblickend Stilexempel für das jeweilige Jahrzehnt wurden und den durch Werbung dirigierten Geschmackswandel veranschaulichen. Das der Stromlinienform huldigende Geschirr "Drop" von Luigi Colani zeigt deutlich, daß mit dem Jahr 1970 eine historische Design-Grenze überschritten ward: Das engere Konzept der Guten Form wurde lagsam aber sicher abgelöst von eklektizistisch-modischen Prinzipien. Der Bedarf der Nachkriegszeit war gedeckt, nun galt es, Moden zu kreieren und so den Absatz am Laufen zu halten. Wie schnell die Gute Form der Nachkriegszeit In historische Ferne rückte, macht Dorothy Hafners Geschirr "Flash" von 1984 schlagend deutlich: Form und Dekor sind nicht mehr vom Zweck motiviert und dezent gehalten sondern gewinnen mit ihrer comic-haften Überteibung vollends die Dominanz - wohl sind sie in ihrer Zeitzugehörigkeit zu erkennen, geraten aber, da ein modisches Produkt, nicht mehr in den Rang eines zeitlosen Klassikers.