© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig. (Foto: Esther Hoyer)
Anhänger "Home"
Beteiligte
Karen Pontoppidan
Datierung
2009
Geographischer Bezug
München Ausführungsort
Material / Technik
Zinn, lackiert; Textilfasern
Maße
6,3 x 3,4 x 3,5 cm (HxBxT)
Erwerb
Erworben mit Unterstützung des Freundeskreises des Museums, Grassimesse 2016
Inventarnummer
2016.47
Standort
Aktuell nicht ausgestellt
Schlagwortkette
Haus; Heimat; Schmuck
Sammlung
Kunsthandwerk und Design ab Historismus
Karen Pontoppidan ist Professorin für Goldschmiedekunst an der Hochschule in München und studierte bei Otto Künzli. Seit 2022 ist sie die Präsidentin der Hochschule.
Zwei Objekte der Serie „Home“ sind in der Sammlung des Museums. Die beiden Arbeiten der Künstlerin bestehen aus zwei Anhängern in Form eines spitzgiebeligen Hauses und sind aus dünnen Zinnplatten, die an den Kanten der Außenwänden und Dachschrägen gelocht sind. Die Platten sind mit einer weisen Schnur verbunden, die wie eine Naht durch die gebohrten Löcher gefädelt ist. In der Mitte des Spitzgiebels läuft die Schnur zusammen und ist am Objekt verknotet. Die lang auslaufende Schnur ermöglicht, das Objekt am Hals zu tragen. Die Zinnplatten bestehen aus dem Metall alter Zinnteller, also aus einem Material, wie es in Tellerform im Inneren vergangener Häuser zu finden war.
Es sind hoch symbolische Objekte, die dank der reduzierten Verwendung gestalterischer Mittel, ohne Pracht und Pathos, fast improvisiert wirken. Von dem Wissenschafts- und Raumtheoretiker Gaston Bachelard stammt die Aussage, dass auch die Miniatur Größe zu speichern vermag. Für ihn ist sie „auf ihre Art weiträumig“. Er bezieht sich damit auf poetisch/symbolische Bilder, die in unseren Erinnerungsräumen angesiedelt sind und nicht im euklidischen Raum der intersubjektiv geordneten Alltagswelt. Für den euklidischen Raum gelten metrische Maße, für Räume der Imagination, des Traumes und der Literatur gelten sie nicht. In diesem Sinne ist für Bachelard das Haus einer der zentralen Träger für die in der Erinnerung räumlich gebundene Zeit, weshalb das Haus „für die Gedanken, die Erinnerungen und die Träumereien der Menschen einer der großen Integrationsmächte ist.“ Die Künstlerin hat mit diesem kleinen hängenden „Ort“ insofern eine gelungene große Lösung gefunden.
Robert Wissmath