
© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig
Becher mit der Ansicht des Grimmaischen Tors in Leipzig
Beteiligte
Gottlob Samuel Mohn
Datierung
1815 Ausführung
Geographischer Bezug
Leipzig Darstellung (Ort)
Dresden Ausführungsort
Material / Technik
Emailmalerei auf farblosem Glas
Maße
10,5 cm (Höhe)
7,5 cm (Durchmesser)
Signatur / Marke
Rechts unter der Darstellung signiert u. datiert "Mohn 1815", unten in schwarzer Schrift bezeichnet "Das Grimmaische Thor zu Leipzig."
Erwerb
Ankauf von Dr. A. Lehmann, Bremen, 1930
Inventarnummer
1930.269
Standort
Ausstellung Antike bis Historismus > Raum 29 Biedermeier
Objektsystematik
Schlagwortkette
Andenken; Biedermeier; Leipzig; Stadt; Trinken; Trinkgefäß; Vedute
Sammlung
Europäisches Kunsthandwerk (Mittelalter bis Mitte 19. Jh.)
Ein typisches Phänomen der Biedermeierzeit war der schwunghafte Handel mit Andenkenartikeln. Der geschäftstüchtige Glasmaler Samuel Mohn entsprach diesem Wunsch mit Ansichtengläsern bekannter Städte und Sehenswürdigkeiten. Dabei kam ihm seine Ausbildung als Porzellanmaler zugute: die hohe Qualität seiner zarten Transparentmalerei kommt auf dem durchsichtigen Fond noch besser zur Geltung. Die Ansicht auf dem Becher zeigt Leipzig mit Blick auf das östliche Tor, das in Richtung der Stadt Grimma führte.
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Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
„Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute.“
Mit diesen Worten aus dem Faust von Goethe erscheint uns das 10,5 Zentimeter hohe und 7,5 Zentimeter breite Glas als kleines Bildungsportal aus dem Jahr 1815. Ein Portal im wahrsten Worte, zeigt es uns doch eines der vier Haupttore der Stadt Leipzig, das Grimmaische Tor. Im Vordergrund erblicken wir die Via Regia, die alte Handelsstraße. Ein Faktor für den Ruhm Leipzigs als Messestadt. Auf der Straße sehen wir Händler, die vielleicht auf dem Weg zur Messe sind, Spaziergänger eventuell Veteranen der Völkerschlacht von 1813, in der dieses Tor stark umkämpft war. Im Hintergrund erblicken wir dann das eigentliche Tor mit Schuldenturm für säumige Zahler und die alte Paulinerkirche der Universität, die 1968 gesprengt wurde. Das Tor selbst ist 1831 abgerissen worden, heute erstreckt sich hier der Augustusplatz. Das ganze Glas wird am oberen Rand von einem an einen Siegerkranz erinnerndes Rankenwerk geschmückt. Es ist ein typisches Souvenir der Zeit für Durchreisende, Händler, Veteranen, Leipziger…
Stefan Victor, 58 Jahre, Sozialpädagoge