Anhänger "Woman and Stone"

Beteiligte

Herman Hermsen Ausführung
Gustav Adolph Hennig Vorlage

Datierung

2015

Geographischer Bezug

Ausführungsort

Material / Technik

Aludruck, synthetischer Spinell

Maße

6,3 x 3,3 x 2,4 cm (HxBxT)
doppelt 35,5 cm (mit Kette) (Länge)

Erwerb

Erworben 2017

Inventarnummer

2017.179

Standort

Aktuell nicht ausgestellt

Schlagwortkette

Frau; Porträt; Schmuck; Stein

Sammlung

Kunsthandwerk und Design ab Historismus

Die Auseinandersetzung mit der Historie des eigenen Genres geschieht auf vielfältige Weise. Herman Hermsen verwendet ein historisches Portrait. Viele seiner Schmuckstücke sind ein spielerischer Kommentar zu den glitzernden, verschwenderischen Juwelen der Vergangenheit, oft mit einem Hauch von Ironie und Augenzwinkern.

Der 1953 geborene Herman Hermsen studierte an der Akademie der bildenden Künste in Arnheim und war bis 2019 Professor an der Hochschule Düsseldorf. Er lehrte als Professor für Schmuck und Produktdesign im Fachbereich Design. Er beschäftigt sich sowohl mit Einzelstücke wie auch mit Serien, die zwischen der Anmutung technisch/konstruktiv anmutendem Design als auch zwischen Arbeiten mit unterschiedlichen konzeptionellen Bezugnahmen wechseln können. Das Objekt der Sammlung ist dem Bereich letzterer Objektklasse zuzuordnen. Es handelt sich um einen Anhänger mit der ironischen Anspielung auf einen Klappaltar.
Das Objekt aus Aluminium hängt an einer silberfarbenen Kugelkette und besteht in der oberen Hälfte aus dem Bild einer mit halb geschlossenen Augen und mit leicht geneigtem Kopf dargestellten jungen Frau; die Flügel der unteren Hälfte sind leicht aufgeklappt und fixieren durch den Spalt der entstehenden Öffnung, nur teilweise sichtbar, einen großen und im Diamantschliff facettierten synthetischen Spinell. Dieser befindet sich etwa im Brustbereich des Bildes. Als Prinzip liegt diesem Halsschmuck eine Art von Montage mehrerer Bedeutungselemente zugrunde. Einmal die Anspielung auf den Altar als sakrales Sujet, dann das Bild, eine verkleinerte Kopie eines Ausschnitts des Gemäldes „Lesendes junges Mädchen“ des Genremalers Gustaf Adolf Hennig aus dem Jahr 1828 (ein klassizistisches Bild, das sich im Museum der bildenden Künste Leipzig befindet und öffentlich als Kunstdruck verfügbar ist). Als drittes Element geht nun der Blick des „züchtigen“ und konzentrierten Mädchens statt in ein kleines schwarzes Buch, das sie im Original in Händen hält, auf die Oberfläche des diamantartig facettierten Steins als Inbegriff begehrlicher Kostbarkeit.
Herman Hermsen bezeichnet sich selbst als Designer und nimmt für sich eine Vielfalt verschiedener Zugänge für seine Realisierungen in Anspruch: „Das Konzept ist immer ein wichtiger Ausgangspunkt und kann in verschiedene Bereiche gehen: neue Interpretationen der Bedeutung des Schmucks; ein technischer oder konstruktiver Ansatz; kritische Auseinandersetzung mit materialistischen Werten oder Konzepte aus einem assoziativen, anekdotischen oder humoristischen Blickwinkel.“ Er grenzt sich damit von der Figur des Künstlers ab und ordnet der Grundlage seiner Arbeit die Rolle des Designers zu. Diese Berufsgruppe wird in einem Aufsatz von Peter Sloterdijk ironisch mit folgendem „kategorischen Imperativ“ hinter der Tätigkeit in Beziehung gebracht: „Präsentiere deine Erscheinung auf dem Gütermarkt immer so, dass das Motiv deines Daseins jederzeit als Ausdruck und Anreiz des Strebens nach Besserung verstanden werden könnte“. Der Designer wäre insofern der Spezialist der (Ver)Besserungen der auf Gütermärkten zirkulierenden und miteinander konkurrierenden Objekte, die in einer Art Familienähnlichkeit verbunden sind. Gemeint sind Stühle, Tische, Sofas, Leuchten, Tischdekoration bis hin zum Schmuck. Aufgrund der enormen Ausweitung und Ausdifferenzierung der Märkte dehnt sich die Ausübung der „Verbesserungskompetenz“ des Designs heute auch auf technische und organisatorische Belange sowie auf die Symbolproduktion und Symbolkombinatorik aus und bewegt sich - insbesondere mit letzterem Bereich verbunden - häufig auch im Feld der Kunst. Insofern beginnen sich die Rollen der Künstler*innen und Designer*innen zu überschneiden. Die Person von Herman Hermsen ist hierfür ein interessantes Beispiel. Robert Wissmath
Der 1953 geborene Herman Hermsen studierte an der Akademie der bildenden Künste in Arnheim und war bis 2019 Professor an der Hochschule Düsseldorf. Er lehrte als Professor für Schmuck und Produktdesign im Fachbereich Design. Er beschäftigt sich sowohl mit Einzelstücke wie auch mit Serien, die zwischen der Anmutung technisch/konstruktiv anmutendem Design als auch zwischen Arbeiten mit unterschiedlichen konzeptionellen Bezugnahmen wechseln können. Das Objekt der Sammlung ist dem Bereich letzterer Objektklasse zuzuordnen. Es handelt sich um einen Anhänger mit der ironischen Anspielung auf einen Klappaltar.
Das Objekt aus Aluminium hängt an einer silberfarbenen Kugelkette und besteht in der oberen Hälfte aus dem Bild einer mit halb geschlossenen Augen und mit leicht geneigtem Kopf dargestellten jungen Frau; die Flügel der unteren Hälfte sind leicht aufgeklappt und fixieren durch den Spalt der entstehenden Öffnung, nur teilweise sichtbar, einen großen und im Diamantschliff facettierten synthetischen Spinell. Dieser befindet sich etwa im Brustbereich des Bildes. Als Prinzip liegt diesem Halsschmuck eine Art von Montage mehrerer Bedeutungselemente zugrunde. Einmal die Anspielung auf den Altar als sakrales Sujet, dann das Bild, eine verkleinerte Kopie eines Ausschnitts des Gemäldes „Lesendes junges Mädchen“ des Genremalers Gustaf Adolf Hennig aus dem Jahr 1828 (ein klassizistisches Bild, das sich im Museum der bildenden Künste Leipzig befindet und öffentlich als Kunstdruck verfügbar ist). Als drittes Element geht nun der Blick des „züchtigen“ und konzentrierten Mädchens statt in ein kleines schwarzes Buch, das sie im Original in Händen hält, auf die Oberfläche des diamantartig facettierten Steins als Inbegriff begehrlicher Kostbarkeit.
Herman Hermsen bezeichnet sich selbst als Designer und nimmt für sich eine Vielfalt verschiedener Zugänge für seine Realisierungen in Anspruch: „Das Konzept ist immer ein wichtiger Ausgangspunkt und kann in verschiedene Bereiche gehen: neue Interpretationen der Bedeutung des Schmucks; ein technischer oder konstruktiver Ansatz; kritische Auseinandersetzung mit materialistischen Werten oder Konzepte aus einem assoziativen, anekdotischen oder humoristischen Blickwinkel.“ Er grenzt sich damit von der Figur des Künstlers ab und ordnet der Grundlage seiner Arbeit die Rolle des Designers zu. Diese Berufsgruppe wird in einem Aufsatz von Peter Sloterdijk ironisch mit folgendem „kategorischen Imperativ“ hinter der Tätigkeit in Beziehung gebracht: „Präsentiere deine Erscheinung auf dem Gütermarkt immer so, dass das Motiv deines Daseins jederzeit als Ausdruck und Anreiz des Strebens nach Besserung verstanden werden könnte“. Der Designer wäre insofern der Spezialist der (Ver)Besserungen der auf Gütermärkten zirkulierenden und miteinander konkurrierenden Objekte, die in einer Art Familienähnlichkeit verbunden sind. Gemeint sind Stühle, Tische, Sofas, Leuchten, Tischdekoration bis hin zum Schmuck. Aufgrund der enormen Ausweitung und Ausdifferenzierung der Märkte dehnt sich die Ausübung der „Verbesserungskompetenz“ des Designs heute auch auf technische und organisatorische Belange sowie auf die Symbolproduktion und Symbolkombinatorik aus und bewegt sich - insbesondere mit letzterem Bereich verbunden - häufig auch im Feld der Kunst. Insofern beginnen sich die Rollen der Künstler*innen und Designer*innen zu überschneiden. Die Person von Herman Hermsen ist hierfür ein interessantes Beispiel. Robert Wissmath

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