(039) Nô-Maske einer jungen Frau
Beteiligte
kein Eintrag
Datierung
19. Jahrhundert (nach einer Maske von Kongô Magojirô, <br class="linefeed" />Kioto, 16. Jahrhundert) Ausführung
Geographischer Bezug
Japan Ausführungsort
Material / Technik
Zypressenholz, gefasst, bemalt
Maße
21,0 cm (Höhe)
6,6 cm (Tiefe)
13,4 cm (Breite)
Erwerb
Ankauf vom Museum für Ostasiatische Kunst, Berlin, 1911. Vorher Sammlung Hayashi Tadamasa, ursprünglich wohl Sammlung des Fürsten Maeda, Provinz Toyama.
Inventarnummer
1911.33 a-c
Standort
Ausstellung Asiatische Kunst. Impulse für Europa > Kabinett Ostasien
Objektsystematik
Schlagwortkette
Frau; Holz; Maske; Schauspiel; Schauspieler; Theater
Sammlung
Ostasien (Asiatische Kunst)
Maskentheater in Japan reicht bis in die Frühzeit zurück. Tonmasken und Masken (Larven) tragende Figuren sind bereits aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. erhalten – mehr als ein Jahrtausend vor dem Aufkommen des Buddhismus in Japan. Die Nô-Masken entwickelten sich aus dieser reichen Maskenkultur heraus und wurden für die besonderen Bedürfnisse der Alltagsdarstellung des japanischen Mittelalters einerseits, aber auch für das religiös motivierte Erscheinen der Götter und Geister aus anderen Welten andererseits zuerst von Spielern selbst in eigene Formen gebracht. Ab dem 16. Jahrhundert bildeten sich Maskenschnitzerschulen heraus. Der Typus dieser Maske einer jungen Frau wurde durch den Nô-Spieler Kongô Magojirô im 16. Jahrhundert in Kyoto neu geprägt. Er schuf eine Maske im Andenken an seine schöne, jung verstorbene Frau. Diese dem Magojirô zugeschriebene und nach ihm benannte Maske aus dem Besitz der Kongô-Familie befindet sich heute im Mitsui-Kunstmuseum Tokio. Bei der hier vorliegenden Larve handelt es sich um eine Variation dieser Maske aus dem 19. Jahrhundert von einem nicht benannten Schnitzer. Wohl für den Maeda-Fürsten in der Provinz Toyama wurden mehrere Larven aus dem Besitz der Kongô-Familie kopiert. (Text bearbeitet und gekürzt nach: Tom Grigull)
Nach einer Maske von Kongô Magojirô, Kyoto, 16. Jahrhundert.
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Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Einen Schwerpunkt meines Studiums der Theaterwissenschaft bildeten das Theater und die Theatertheorie Bertolt Brechts. Seine Lehrstück-Theorie, der V-Effekt oder Brechts Begriff des „Epischen Theaters“ basieren unter anderem auf seiner Begegnung mit dem Nō-Theater, genauer mit Arthur Waleys Werk „The No-Plays of Japan“, welches Brechts langjährige Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann für ihn übersetzte und das Brecht nachhaltig prägte. Auf Basis des japanischen Nō-Theaterstücks „Taniko oder Der Wurf ins Tal“ schrieben Bertolt Brecht, Elisabeth Hauptmann und Kurt Weill 1930 später das legendäre Lehrstück „Der Jasager“.
Das traditionelle Nō-Theater wurde bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausschließlich von Männern gespielt und getanzt. Erst in den letzten Jahrzehnten erlangten auch immer mehr Frauen den Status professioneller Nō-Darsteller.
Beim Betrachten der hier zu sehenden „Maske einer jungen Frau“ denke ich über die vielen, vielen sehr klugen Frauen nach, die die Theatergeschichte weltweit prägten, aber zu selten sichtbar wurden und werden, unter anderem auch an der Seite Bertolt Brechts und seine weltweit bis heute als revolutionär gefeierte Theatertheorie maßgeblich beeinflussten.
Enrico Lübbe, Intendant des Schauspiel Leipzig