(038) Teller mit Dekor aus Wellen und Uferbefestigungskörben

Beteiligte

kein Eintrag

Datierung

Edo-Zeit, spätes 18. Jahrhundert Ausführung

Geographischer Bezug

Arita, Japan Ausgabe

Material / Technik

Nabeshima-Ware. Porzellan, transparente und
Seladon-Glasur, blaue Unterglasurbemalung

Maße

20,2 cm (Durchmesser)
5,7 cm (Höhe)

Erwerb

Ankauf vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1910.

Inventarnummer

1910.117

Standort

Ausstellung Asiatische Kunst. Impulse für Europa > Empore Pfeilerhalle

Objektsystematik

Hausrat > Tafelgeschirr > Teller

Schlagwortkette

Welle

Sammlung

Ostasien (Asiatische Kunst)

Der zunächst lediglich aus drei verschiedenen Flächengestaltungen zu bestehen scheinende Dekor setzt sich auf den zweiten Blick zu einer Beschreibung jenes spannungsvollen Moments zusammen, in dem die raue See unter einem seladonfarbenen Himmel die Uferbefestigung durchbricht. Der Aufbau der Gestaltung kann als Inbegriff dessen gelten, was im 19. Jahrhunderts als japanisch wahrgenommen wurde, und enthält genau die Prinzipien, die sich für die europäische Kunst der Zeit als so fruchtbar erweisen sollten: Beschränkung der Anzahl räftiger Farben, Verzicht auf Schattierung und mathematisch konstruierte Perspektive, angeschnittene, diagonal konstruierte Szenen, silhouettenbetonte Flächigkeit und Betonung des Moments. Ab 1628 ließ die Familie Nabeshima für ihren eigenen Bedarf fein abgestufte blau-weiße Ware mit seladonfarbenen und später sparsamen roten und gelben Akzenten ausführen. In wenigen Jahren wurde der Ofen mehrmals umgesiedelt, um die Herstellungsgeheimnisse vor Nachahmern zu verbergen. Die Blütezeit des ab 1675 offiziell fürstlichen Ofens (hanyô) lag im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts, doch kamen Stücke aus dieser Zeit kaum in den Exporthandel. (Text: Anne-Katrin Ehrt)

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Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:


Meerflut

Er war groß und stark und seine zartgrünen Schuppen glänzten flimmernd im silbrigen Mondlicht, wann immer er des Nachts aus den Fluten sprang.

Gerne bildete er sich ein, er sei der größte, stärkste und schönste Fisch dieser Gewässer. So schwamm er zu gern Kreise, präsentierte sich stolz den anderen Kreaturen im unendlichen Ozean und manchmal sogar den Menschen, wenn die Wogen nach dem Land griffen. In dieser Nacht jedoch schwamm er allein.

Die See war unruhig, aufgeweckt und offenbarte einen forschen Spieltrieb, der jede Bergkatze vor Neid erblassen lassen hätte können. Zwischen die Wellen traute sich nur der Fisch.

Nur er ganz allein?

Nein. Von irgendwoher vernahm der Fisch eine Stimme. Verwundert blickte er sich um und sah den Mond, der sich zum Meer hinabgesenkt hatte. Das Meer griff gierig nach dem Gestirn und der Fisch musste sich anstrengen, über das Tosen hinweg die Worte auszumachen. Es war die Bitte, einen Mann von einer nahen Insel zu retten, denn diese drohte zu überschwemmen. Der Fisch versprach Hilfe.

Da ließen sich mit einem Mal unzählige Vögel auf dem Wasser nieder und bildeten einen Weg. Das Meer spritzte über ihre Federn und ließ sie glitzern wie des Fisches Schuppen. Der Fisch folgte der Enge und fand den Mann an ihrem Ende – verlassen, voller Sand und nicht ganz bei Sinnen. Er lud sich den Menschen auf den Rücken, denn er war ja der Größte und Stärkste seiner Art, und trug ihn unter den Augen der Vögel zum Festland, wo die See inzwischen so sehr zürnte, dass sie die Uferfesten durchbrach und Fisch und Mensch an Land spülte.

Der Mann aber konnte sich später nur an die Gewalt der Wellen erinnern.


Fritzi-H. E. Fechner, 25, Autor

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