Max Beckmann (1884 - 1950)
(148) Apokalypse, Frankfurt am Main: Privatdruck der Bauerschen Gießerei
1943
Gerd Prade
Insel-Verlag (Leipzig)
1952 Ausführung
Leipzig Herstellungsort
Ganzpergamentband, antikes Kalbspergament über festen Deckeln, 5 Bünde mit durchgezogenen Riemchen, handgestochenes Kapital, Spiegel und Vorsätze aus weißem Büttenpapier; Kopfgoldschnitt matt, Buchblock an der langen Seite berauft; Vorderdeckel mit Rahmenvergoldung, vergoldetes Mittelinitial auf Vorderdeckel „P“, reiche Linienvergoldung auf dem Rücken über den Bünden, vergoldete Rückentitelei, Innendeckel mit Rahmenvergoldung
24,5 x 16,5 x 3 cm (geschlossen) (HxBxT)
Im Impressum mit Bleistift nummeriert, limitiert und bezeichnet: 1/1 Prg. // Franz Dathe // L. 26./II. 52; auf fliegendem Vorsatz Stempel: Gerd Prade, Leipzig VBKD
Erworben vom Künstler, 1952.
1952.48 a,b
Aktuell nicht ausgestellt
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Aus der Familienwerkstatt Prade – Meisterbuchbinder Gerd Prade
Unter Bücherfreunden sind die Leipziger Buchbindermeister Gerhard (1894 - 1975) und Gerd Prade (*1932) wohlbekannt, unbekannt ist eher, dass sich die Geschichte dieses Familienbetriebes insgesamt über vier Generationen erstreckte und ein Ende erst in allerjüngster Zeit fand.
Gerd Prade übergab dem Museum vor einigen Jahren zahlreiche Einband- und andere Arbeiten nach eigenem Entwurf und eigener Ausführung als Schenkung. In ihr befinden sich auch wichtige Arbeiten seines Vaters Gerhard Prade, in dessen Einbandwerk wiederum Entwürfe von keinen Geringeren als Walter Tiemann (1876 – 1951), Ignatz Wiemeler (1895 – 1952) und Carl Sonntag jun. (1884 – 1930) versteckt sind. Prades Schenkung war nicht nur eine bedeutende Bereicherung, sie machte das GRASSI Museum für Angewandte Kunst auch zum wichtigsten Standort der Prade’schen Familienüberlieferung in einschlägigen Sammlungen!
Der hier vorgestellte Meistereinband, im Jahr der Entstehung erworben, dokumentiert damit auch das frühe Bemühen des Museums um dieses künstlerische Handwerk. Gerd Prade wählte für diesen Teil seiner Meisterarbeiten Armin Renkers (1891 – 1961) lange Zeit als Standardwerk geltendes Buch, für einen gestandenen Buchbinder eine wichtige Quelle für die eigene Arbeit. Dass es darüber hinaus aus dem der Familie Prade nahestehenden Leipziger Insel-Verlag mit der bewährt soliden Ausstattung seiner Bücher in Material und Typografie stammte, betont die bewusste Wahl des zu bindenden Buchblocks unabhängig von den engen Vorgaben für die Meisterprüfung.
Der Einband besticht durch die Eleganz des den gesamten Buchblock umfangenden Materials, des sehr homogen wirkenden Kalbspergaments. Dies korrespondiert mit der Schlichtheit der Rahmenvergoldung auf den Deckeln, ergänzt von dem ebenfalls vergoldeten Rückentitel, die Vergoldung in den Innendeckeln wirkt zudem buchstäblich als „Spiegel“ (dem tradierten Begriff für diesen Teil des Buches).
Höhepunkt der Prade’schen Arbeit aber ist das initialartige P auf dem Vorderdeckel, das aber nicht wie sonst einen Namenshinweis liefert, sondern den Buchinhalt signalisiert. Gerd Prades Meistereinband ist in seiner traditionell-klassischen Machart und zugleich zeitlosen Erscheinung wirklich – meisterlich.
Eberhard Patzig, 68 Jahre, stv. Vorsitzender des Leipziger Bibliophilen-Abend und ehem. Leiter der Bibliothek und Grafischen Sammlung des GRASSI Museums für Angewandte Kunst Leipzig
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