Anhänger o.T.

Beteiligte

Christoph Straube

Datierung

2020 Ausführung

Geographischer Bezug

Nürnberg Ausführungsort

Material / Technik

Edelstahl, Emaille

Maße

Anhänger 7,5 x 3,5 x 0,1 cm (HxBxT)
doppelt 43 cm (Länge)

Erwerb

Erworben mit Unterstützung des Freundeskreises GRASSI Museum für Angewandte Kunst e.V., Grassimesse 2020, Grassipreis des Freundeskreises GRASSI Museum für Angewandte Kunst

Inventarnummer

2020.420

Standort

Aktuell nicht ausgestellt

Objektsystematik

Schmuck > Anhänger

Schlagwortkette

Grassimesse; Schmuck

Sammlung

Kunsthandwerk und Design ab Historismus


Christoph Straubes Werk umfasst mehrheitlich flache Formelemente, die einzeln auftreten oder in Serien als Halsschmuck zusammengefügt sind. Sie bestehen als Trägermaterial aus Edelstahlblechen und werden anhand einer illusionistisch gestalteten Emaillebeschichtung in räumliche Objekte überführt. Die bildhaften Schmuckobjekte orientieren sich an einfachen geometrischen Grundformen. Insofern beziehen die Arbeiten ihre Wirkung aus dem Spiel von Form, Fläche und Raumdarstellung sowie aus den Eigenschaften des speziellen Materialauftrags: Emaille ist eine geschmolzene Glasmischung, deren harter Glanz und perfekte Oberfläche der räumlichen Illusion fast Realitätscharakter verleihen. Dieser wird zusätzlich von der klaren Geometrie der Grundform wesentlich unterstützt. Bei den Arbeiten von Christoph Straube gibt es keine Anspielungen auf mimetische Bezüge oder spezielle Bezüge zum Thema Schmuck und Körper. Umgekehrt, der Künstler konzipiert seine Arbeit – weg vom narrativen Konzepten- als selbsterklärend. Kreis, Dreieck, Quadrat, Sechseck etc. sind als Formen vertraut und benötigen keine diskursive Begleitmusik. Seine Objekte sind insofern kleine konkrete Bilder, einmal durch die Machart als Malerei in Emaille, zum anderen durch die Auswahl von einfachen Formen. Gleichzeitig sind die Objekte ganz eindeutig Schmuck. Dass sich damit das Betrachtungsfeld erweitern lässt, hängt mit genau dieser Eigenschaft zusammen.
Einerseits verweisen die Arbeiten auf eine unmittelbare, rein auf optisch/sinnliches Erleben angelegte Kunstgattung, nämlich die Konkrete Kunst. Diese Kunst sei, so jedenfalls die zugrundeliegende Idee, ohne jedes kontextuelle Vorwissen erfassbar. „Ein Bildelement hat keine andere Bedeutung als sich selbst“ schrieb Theo van Doesburg in den 30er Jahren des vorletzten Jahrhunderts. Als Voraussetzung wurde von van Doesburg die Freiheit gegenüber Formen der natürlichen Umgebung (Mimesis), die Freiheit von Emotionen (Expression) sowie die Freiheit hinsichtlich kultureller Vorgaben (er nennt explizit Lyrismus, Dramatik, Symbolik) gefordert. In den Schmuckobjekten Straubes sind diese Vorstellungen erfüllt.
Zum anderen verlassen diese Schmuckobjekte jedoch den Kontext von Bild oder Skulptur und die in diesem Zusammenhang immer mitzudenkenden vergleichsweise statischen Präsentationen in Räumen der Kunst, Wohnungen oder Plätzen. Schmuckobjekte sind anders als Bilder und Skulpturen so individuell unterwegs wie ihre Träger. Sie sind als Objektklasse mit hoher Mobilität konzipiert und werden überall gezeigt und gesehen. Damit sind sie mit einer anderen Art der Öffentlichkeit und Rezeption verbunden, als das Bild oder die Skulptur. Diese Objekte rekurrieren auf Träger*innen als handelnde Subjekte und auf deren Auftritte auf den Vorder- und Hinterbühnen ihrer sozialen Räume. Diese Träger*innen sind mit den Schmuckobjekten eher Performativ agierend und fügen in der öffentlichen Präsenz dem Objekt immer die eigene und gestaltbare „Persona“ hinzu. Insofern wird hier weniger eine „absolute Form“ als eine aus persönlichen Gründen ausgewählte Idee der absoluten Form im Alltag vorgeführt. Damit konterkariert die mit Schmuckobjekten verbundene spezielle Kunstpraxis ein wenig das der „großen“ Kunst und ihren Begriffen innewohnende Pathos, das überwiegend mit einem weniger mobilen Umgang verbunden ist.

Robert Wissmath
Die objekthafte Wirkung der Stücke von Christoph Straube beruht auf ihren einfachen geometrischen Formen im Verhältnis zu Fläche und Farbe sowie ihrer Materialität. Die Neuinterpretation klassischer Emaillemalerei führt durch Schattierung und Far-bauftrag zu scheinbarer Dreidimensionalität. Die Objekte befinden sich in einem illusionären Raum. Dieser wird im getragenen Zustand besonders
wahrgenommen, obwohl er nur in der Vorstellung des Betrachters existiert.

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