Marguerite Friedlaender-Wildenhain (1896 - 1985)
Vase
um 1929
Karl Blossfeldt Fotograf
1928
Berlin Herkunft (Allgemein)
Buch in festen Leineneinband mit 120 Bildtafeln in Kupfertiefdruck nach Fotografien, kein Schmutzumschlag
32 x 25,5 x 3,5 cm (HxBxT)
Nicht bezeichnet
Erworben 1928.
B 9537 4°
Aktuell nicht ausgestellt
Zeichnung, Buch, Einband, Druckgrafik und Typographie > Buch
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Blossfeldt – ein Name der mich seit meiner Jugend begleitet
Bekannt mit ihm machte mich kurz nach der Wende meine erste Freundin in Westdeutschland, Walddorfschülerin und Briefpartnerin aus Wuppertal. Während ich diesen Artikel schreibe, frage ich mich: „Gibt es eine Verbindung zwischen Karl Blossfeldt (1865-1932) und Rudolf Steiner (1861-1926), dem Begründer der Anthroposophie und Walddorfpädagogik?“
In den Fotografien Blossfeldts fasziniert mich Detailreichtum und Präzision.
Pflanzen und Gegenstände sind auf sehr beeindruckende Weise belichtet, freigestellt und ausentwickelt. Fast wirken die Formen unnatürlich, zweifelsohne jedoch künstlich und übersinnlich. Bereits vor 100 Jahren schafft Blossfeld eine Form der Fotografie, die heute vor allem mittels digitaler Nachbearbeitung erzielt wird.
Wie gelingt es Blossfeldt das Künstlerische in der Natur sichtbar zu machen?
Er reduziert die Natur auf ihre Grundstrukturen und macht sie somit lesbar. Mit hoher Auslösung -Blossfeldt baute sich wohl eine Kamera mit 30x Vergrößerung- und starkem von der Seite einfallendem Licht legt er den Bauplan der Pflanzen frei. Er dringt damit nicht nur bildlich sondern auch inhaltlich zur Essenz der Dinge vor. Dies ist, wie ich denke, eine Verbindung zu Rudolf Steiner.
Im Laufe meiner Ausbildung zur Restauratorin für Grafik, Buch und Fotografie bildeten Herstellungstechnik und Materialität Schwerpunkt meiner Auseinandersetzung mit Blossfeldts Fotografien. Nun die erneute Begegnung mit Blossfeldt in Form des Buches „Urformen der Kunst“ aus dem Sammlungsbestand des GRASSI Museums für Angewandte Kunst Leipzig.
Was mich mit ihm verbindet – Präzision und die Arbeit am Unscheinbaren. Sowohl als Teil seiner Werke, als als Teil meiner eigenen Arbeit.
Bettina Kosel, 49, Restauratorin, tätig für das GRASSI Museum für Angewandte Kunst
mehr lesen weniger lesen