(64) Druckstoff Nr. 9709
Beteiligte
Josef Hillerbrand Entwurf
Deutsche Werkstätten Textil G.m.b.H. (DeWeTex)
Datierung
1936 Ausführung
Geographischer Bezug
Dresden Ausführungsort
Material / Technik
Mischkrepp, Indanthren (Farbstoff)
Maße
430 x 130 cm (Länge x Breite)
Erwerb
Ankauf Deutsche Werkstätten Textil GmbH Dresden, Frühjahrsmesse 1937
Inventarnummer
1936.87
Standort
Aktuell nicht ausgestellt
Objektsystematik
Schlagwortkette
Blatt; Blume; Blumendekor; Pflanze
Sammlung
Textilien und Mode
Dieser Text entstand im Rahmen des Museumsjubiläums 2024. Für das Projekt „150 Jahre 150 Objekte“ in der Sammlung Online wurden Leipzigerinnen und Leipziger nach ihrem Blick auf die Sammlung gefragt:
Druckstoff
Mein Objekt kam 1936 in’s Haus
genau zwischen
der Machtergreifung der Nazis
und dem deutschen Überfall auf Polen.
Davon lässt sich mein Objekt nichts anmerken
die satten Farben
Indanthren – Indigo-Anthrazen
„Gruppenbezeichnung für besonders echte Farbstoffe“
die blühenden Tulpen, die Lilien
wenige Blätter welken
vermitteln eine frühlingshafte Vorfreude,
eine Ruhe.
Die Wiederholung lässt sich erst auf den zweiten Blick erkennen
die Etappe ist ungeordnet
und strahlt doch eine Ruhe aus
widersetzt sich so dem Stoff
Mischkrepp, von lat. crispus = wirr, kraus
unruhig, porös
lässt einen Willen zur Form erkennen
der deutsche Formwille
über den Friedrich Naumann wohl sagte
er stärke die deutsche Wirtschaft
und die weltpolitische Position der Deutschen.
Das Geheimnis des Ornaments, so sagt W.M., liegt darin,
dass wir
uns erkennen.
Nicht als getrenntes Ich,
sondern als Einheit mit der Welt
wo die Grenzen verschwimmen
ihre Form aufgeben.
W.M. sagt das nicht
ohne die Ursprünge der ornamentalen Künste als primitiv zu verurteilen.
Im Gegensatz zu Hillerbrand und DeWeTex
durch die kultivierte
entwickelte
Ornamente
ihr Inneres veräußern
und Ruhe ausstrahlen
in deutschen Haushalten
drei Jahre vor dem Blitzkrieg.
Deniz Oğuzhan, studiert Kulturwissenschaften und schreibt im schreibzirkel56