© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig (Foto: Christoph Sandig)
Schaukelstuhl
Beteiligte
John Porter oder
R. W. Winfield & Co.
Datierung
um 1839/1850
Geographischer Bezug
London (John Porter)<br class="linefeed" /> Ausführungsort
Birmingham (R.W. Winfield & Co.) Ausführungsort
Material / Technik
Schmiedeeisen, Messingmuttern, Bezug rekonstruiert
Maße
90 cm (Höhe)
Erwerb
Unbefristete Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung, München, seit 2010
Inventarnummer
2010.1084 (LN)
Standort
Ausstellung Antike bis Historismus > Raum 29 Biedermeier
Objektsystematik
Möbel > Sitzmöbel > Stuhl > Schaukelstuhl
Schlagwortkette
Biedermeier; Möbel; Moderne
Sammlung
Europäisches Kunsthandwerk (Mittelalter bis Mitte 19. Jh.)
Der wohl um 1839/1850 in London oder Birmingham entstandene Schaukelstuhl besticht durch die Einfachheit seiner Konstruktion aus gebogenen Eisenstäben mit eingehängten Polstern. Im Vordergrund steht die Funktionalität als bequemes Sitzmöbel ohne jegliche schmückende Zutat. Beeinflusst durch den englischen Wagen- und Kutschenbau, wurde der Schaukelstuhl als Möbeltypus bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelt. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass unser Schaukelstuhltyp eine Erfindung des Metallwarenproduzenten John Porter in London gewesen sein könnte, da ein vergleichbarer Stuhl bereits 1839 auf einem Katalogblatt dieses Herstellers abgebildet ist. Möglicherweise könnte unser Stuhl jedoch auch von der Firma R. W. Winfield in Birmingham produziert worden sein - eine Vermutung, die eine etwas spätere Datierung des "metal rockers" um 1850/51 zur Konsequenz hätte. In den folgenden Jahren wurden ähnliche Schaukelstühle von mehreren Firmen in Europa und den USA produziert - ein Beweis für die damalige große Beliebtheit dieses Modells. Auf der Weltausstellung 1851 in London bildeten die Schaukelstühle einen deutlichen Gegenpol zu den verspielten und oftmals überreich verzierten neugotischen und Neobarock-Möbeln des Historismus. Allerdings fanden die aus Metall hergestellten Schaukelstühle wegen ihres Gewichtes und ihres hohen Preises keinen großen Absatz. Erst durch die Verwendung von Bugholz, wie es die Firma der Gebrüder Thonet bevorzugte, konnte sich dieser Möbeltypus des Schaukelstuhls auf breiter Ebene durchsetzen. In seiner schlichten Zweckform darf dieser Schaukelstuhl als eine Art Vorläufer der Stahlrohrmöbel des 20. Jahrhunderts gelten.